Die Folgen der Halbleiterkrise für die Automobilindustrie sind größer, als bislang angenommen. Allein der Volkswagen-Konzern rechnet mit einem Produktionsausfall von mehr als 800.000 Autos. Weitere Verschärfung der Lage möglich.
Die Folgen der Halbleiterkrise für die Automobilindustrie sind größer, als bislang angenommen. Wie Business Insider berichtet, rechnet der Volkswagen Konzern derzeit mit einem Produktionsausfall von mehr als 800.000 Fahrzeugen.
Bislang sprach der Konzern von einer niedrigen sechsstelligen Zahl von Autos, die aufgrund des Chip-Mangels nicht gebaut werden können.
Auf Anfrage wollte ein Sprecher die hohe Zahl nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass nicht produzierte Fahrzeuge keinen Rückschluss auf die Verkaufszahlen zulassen würden. „Glücklicherweise können wir bislang den negativen Einfluss für unsere Kunden und damit auf die Auslieferungszahlen etwa durch den Abverkauf vom Lager-Fahrzeugen andere Maßnahmen spürbar begrenzen“ sagt der Sprecher.
Ob dies auch in der zweiten Jahreshälfte gelingt, sei derzeit „nicht verlässlich vorherzusagen“. Dennoch wolle der Konzern an seinem operativen Margen-Ziel von 5,5-7 Prozent für das Jahr 2021 festhalten.
Jüngste Entwicklungen lassen aber eine weitere Verschärfung der Lage vermuten. Nach Informationen von Business Insider führten strengere Hygienebestimmungen wegen einer neuen Corona-Welle in Malaysia und Taiwan dazu, dass nun auch der deutsche Chiphersteller Infineon seine dortige Produktion herunterfahren muss. Nach gravierenden Ausfällen der Chip-Produktion in Japan und den USA sorgt dies für eine erneute Verknappung des Angebots.
Innerhalb des VW-Konzers ist besonders die Marke VW Pkw von der Halbleiter-Krise betroffen. Rund 600.000 den 800.000 nicht produzierten Fahrzeuge stammen Information von Business Insider von der Kernmarke. Aus diesem Umfeld heißt es, dass trotz der Widrigkeiten ein gutes Halbjahresergebnis erzielt werden konnte.
Der Schlüssel, mit dem die Halbleiter innerhalb des Konzerns verteilt werden, bevorzuge aber margenstarke Marken wie Porsche und Audi. Wie Business Insider erfuhr, regte die Marke VW daher Diskussionen an, beispielsweise die Produktion von Seat gänzlich einzustellen, damit die Kernmarke VW mehr Halbleiter zur Verfügung hat.
Aus Konzernkreisen heißt es dazu, dass es bisher keine strukturelle Priorisierung einzelner Marken gebe und streng nach Proporz verteilt werde. Die hohe Ausfallzahl bei der Marke VW habe vielmehr mit einem ganz bestimmten Chip für die Servolenkung von Fahrzeugen für den chinesischen Markt zu tun, der kaum noch zu bekommen sei.