Das Münchener Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für 2021 deutlich um 0,8 Prozentpunkte gesenkt. Für 2022 werde die Prognose unterdessen um 0,8 Prozentpunkte erhöht, teilte das Institut am Mittwoch mit. "Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Die Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr nur noch um 2,5 Prozent zulegen, im kommenden Jahr dann aber um 5,1 Prozent. 2023 erwarte man nur noch ein Wachstum von 1,5 Prozent. "Derzeit schrumpft die Produktion der Industrie als Folge von Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten", so Wollmershäuser. Gleichzeitig erholten sich die Dienstleister kräftig von der Coronakrise.
"Die Konjunktur ist gespalten." Der plötzliche Anstieg der weltweiten Nachfrage hin zu langlebigen Konsumgütern, elektronischen Artikeln, sowie speziellen medizinischen Produkten habe viele Hersteller von industriellen Vorprodukten an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. "Zudem wurden die globalen Lieferketten als Folge stark veränderter Warenströme vor enorme logistische Herausforderungen gestellt", fügte Wollmershäuser hinzu.
Dagegen profitierten die privaten Konsumausgaben vom Abflauen der Coronakrise. Vor dem Hintergrund des Impffortschritts stützten zudem die günstigeren Einkommens- und Beschäftigungsaussichten, so das Institut weiter. So habe sich im zweiten Quartal der Beschäftigungsaufbau bei den Dienstleistern kräftig beschleunigt und die Arbeitslosigkeit sei deutlich zurückgegangen. Auch die Kurzarbeit sei spürbar abgebaut worden und werde im kommenden Jahr ihr Vorkrisenniveau erreichen.
Die Zahl der Arbeitslosen dürfte dem Institut zufolge zurückgehen von 2,6 Millionen in diesem Jahr über 2,4 im kommenden auf 2,3 Millionen im Jahre 2023. Damit würde die Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent in diesem Jahr auf 5,1 und 4,9 Prozent sinken. Die Preise dürften laut Ifo in diesem Jahr um 3,0 Prozent anziehen, dann um 2,3 Prozent und schließlich nur noch um 1,6 Prozent im Jahre 2023.
Das Defizit im Staatshaushalt dürfte in diesem Jahr 157,3 Milliarden Euro erreichen und dann auf 52,1 Milliarden Euro schrumpfen im kommenden Jahr. Im Jahr 2023 dürfte der Staatshaushalt dann erstmals wieder ausgeglichen sein. Diese Prognose sei unter der Annahme getroffen worden, dass nur die derzeit beschlossenen wirtschafts- und finanzpolitischen Pakete umgesetzt werden, so das Institut.
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