Nach dem Volksentscheid über Wohnungsenteignungen in Berlin hat der DIW-Präsident Marcel Fratzscher vor möglichen Enteignungen gewarnt. "Enteignungen wären nicht nur wirtschaftlich schädlich, sondern sie wären mit Blick auf das Wohnungsangebot und die Mieten kontraproduktiv", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben). Auch nur ein begrenztes Risiko möglicher Enteignungen werde die Unsicherheit auf Seiten der Investoren erhöhen und somit zu einem Rückgang des Wohnungsbaus in Berlin führen, warnte Fratzscher: "Vermieter werden höhere Risikoprämien verlangen, so dass langfristig und kurzfristig die Mieten noch deutlich stärker steigen werden und das Wohnungsangebot noch knapper sein wird."
Der Wirtschaftsforscher fürchtet, dass viele Befürworter der Enteignungen nicht wüssten, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Fratzscher sah jedoch aus rechtlichen Gründen kaum Chancen darauf, dass es überhaupt zu Enteignungen komme. Die neue Berliner Regierung solle diese Frage so schnell wie möglich klären und Bürgern erklären, wieso Enteignungen nicht möglich und nicht sinnvoll sind, sowie einen überzeugenden Plan für den Wohnungsbau in Berlin vorlegen, sagte der DIW-Chef. "Berlin benötigt dringend einen ambitionierten Plan, wie jedes Jahr 30.000 neue Wohnungen entstehen können, um den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen."
Foto: Wohnhaus, über dts Nachrichtenagentur