Der Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer hat die Spitzenvertreter der Parteien bei den Ampelverhandlungen aufgefordert, den CO2-Preis drastisch zu erhöhen. "Die bisherigen Pläne mit 60 Euro pro Tonne CO2 bis 2030 reichen nicht aus", sagte er dem "Spiegel". "Um substanziell umzusteuern, muss der Preis nach unseren Schätzungen mindestens doppelt so stark steigen". Der Ökonom beruft sich auf die Ergebnisse einer Studie von mehreren Forschungsinstituten unter dem Projektnamen "Ariadne".
Danach ist der klimagerechte Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft noch viel anspruchsvoller als bislang angenommen. "Die Ziele, die sich die Bundesregierung gesetzt hat, sind im Industrie- und Gebäudesektor nur mit großen Anstrengungen und im Verkehrssektor praktisch nicht erreichbar", sagte Edenhofer. Nach den Ariadne-Berechnungen werde der Strombedarf bis 2030 ungefähr um ein Viertel steigen. "Um das ohne Kohle und Atom zu schaffen, müssen wir bis dahin dreimal so viel erneuerbare Energie bereitstellen wie heute", sagte der Ökonom.
Nach seiner Ansicht bringt es im Verkehrssektor "zu wenig, ab 2035 keine neuen Benzin- und Dieselautos mehr zuzulassen". "Schließlich sind die bis dahin verkauften Fahrzeuge ja weiter unterwegs", sagte Edenhofer. Der Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren bei mehreren ihrer Klimapakete beraten. Zuvor war Edenhofer Mitglied des Weltklimarats der Vereinten Nationen.
Foto: Kerosin-Tankstelle, über dts Nachrichtenagentur