Säbelgerassel an der ukrainischen Grenze beunruhigt die Finanzmärkte. Was ist mit Cina und Taiwan? FED vor Paradigmawechsel. Wird Inflation ein Dauerproblem? Impfpflicht spaltet die Gesellschaft. Neue Lockdowns durch 4. Coronawelle?
von Andreas Männicke
Am 7. Dezember trafen sich der russische Präsident Wladimir Putin mit den US- Präsidenten Joe Biden zu einer ersten ausführlichen Video-Konferenz. Biden machte dabei Putin klar, dass er mit scharfen Wirtschaftssanktionen antworte werde, falls Russland tatsächlich die Ukraine militärisch angreifen sollte. Putin erwiderte, dass er dies nie vorhatte. Die 2-stündige Video-Konferenz ergab keine Annäherung. Die CIA gab zuvor die Warnung raus, dass Russland im Januar oder Februar nächsten Jahres einen Großangriff auf die Ukraine plane. Der Grund war der Aufmarsch von über 170.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze mit vielen Panzern. Zudem verbreitete der ukrainische Präsident Selinskyi das Gerücht, dass Putin in Kooperation mit ukrainischen Oligarchen einen Putsch in der Ukraine plane. Beides wurde von russischer Seite sofort dementiert.
Ein Angriff Russland auf die Ukraine hätte für Russland einen hohen Preis
Auch der NATO-Chef Fogh Rasmussen schaltete sich zuvor ein und warnte vor einer neuen Aggression Russlands ähnlich wie bei der Krim. Der NATO-Chef Rasmussen drohte, dass ein Angriff auf die Souveränität der Ukraine schwere Folgen für Russland haben werde und sehr kostspielig wird. Ähnlich äußerte sich Angela Merkel, die in jedem Fall der Ukraine zur Seite stehen wird, wobei das jetzt die Aufgabe des neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz wäre. Der russische Außenminister Lawrow sprach hingegen von einem aggressiven Verhalten der NATO und unnötiger Panikmache seitens der russischen Geheimdienstes CIA. Putin warnte den Westen und vor allem die NATO, die Ukraine zu stark militärisch zu unterstützen oder gar die Sicherheitsbedürfnisse Russlands zu gefährden. Die USA wollen nun 300 Mio. US-Dollar zur militärischen Unterstützung der Ukraine aus dem US-Rüstungsetat freigeben. Schon jetzt befinden sich viele militärische Berater und Ausbilder auf ukrainischem Boden. Alles dies dient aber nicht der Befriedung der Region.
Gefährliche „rote Linien“
So gab es schon vor dem Gespräch beidseitig „rote Linien“, die nicht überschritten werden dürfen, was andernfalls fatale Folgen haben würde. Die Situation ist nach wie vot hochexplosiv. Russland will einen Vertrag mit der NATO über die Ost-Erweiterung. Kommt dieser nicht, sieht Moskau eine reale Kriegsgefahr in der Ukraine. Russland will auf keinen Fall, dass die Ukraine NATO-Mitglied wird, da dann die NATO Raketenstellungen direkt an der Grenze der Ukraine aufbauen könnte, die dann wiederum direkt die Sicherheit Russlands beeinträchtigen. Es gibt also nach wie vor eine reale Kriegsgefahr, wenn rote Linien überschritten werden. Joe Biden machte Putin aber in Video-Gespräch klar, dass er keine „roten Linien“ akzeptieren würde.
Was ist mit China?
Aus einem möglichen Stellvertreterkrieg in der Ukraine kann aber ein Weltkrieg werden, insbesondere dann, wenn China Taiwan im nächsten Jahr angreifen sollte. Die USA wollen die olympischen Winterspiele im nächsten Jahr in China boykottieren, wobei nur Diplomaten, aber nicht Sportler davon betroffen sind. Australien will sich dem anschließen. China war empört, dass die USA den Sport „politisiere“. Da schaukelt sich auch etwas politisch hoch, was nicht ganz ungefährlich ist.
Dient die 4. Coronawelle nur als Ablenkung?
Ist so etwas wie eine militärische Auseinandersetzung schon geplant und die nächsten Coronawellen dienen nur als willkommene Ablenkungsmanöver? Schließlich geht es auch um die Bildung ein einer neuen Weltordnung, wo neben den USA auch China und Russland ein gewichtiges Wort mitreden wollen. Oder wird gerade der „Great Reset“ strategisch vorbereitet? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fuhr an die Front und sprach zu den Soldaten; „Wir werden sie alle besiegen!“. Er verwendete zuvor aber auch vertragswidrig türkische Drohnen für einen Bombenangriff auf Stellungen der Separatisten in der Ost-Ukraine. Er will unbedingt die Krim zurückerobern, braucht aber dafür amerikanische Rückendeckung Eines dürfte klar sein: Wenn es in der Ukraine oder in Taiwan knallt, knallt es auch an der Börse ganz gewaltig!
Gekonnte Entspannungspolitik ist das Gebot der Stunde, aber kann das der neue Kanzler und die neue Außenministerin?
Hinzu kam zuvor die neue (geplante?) Migrationswelle über Weißrussland nach Polen, die der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko wohlmöglich absichtlich eingeleitet hat, was angeblich sogar von Putin unterstützt wird. Auch der belarussische Präsident Lukaschenko warnt in dem Zusammenhang immer wieder von einem dritten Weltkrieg, die der Westen provoziere. Lukaschenko drohte schon, das Gas nach Europa nicht weiterleiten lassen, wenn es gegen ihn weitere Sanktionen gäbe. Putin lenkte da aber ein. Falls die Nordische Pipeline aber nicht zertifiziert wird, wäre dies ein weiter Affront für Russland, was die Spannungen nur erhöhen würde. Es ist die Frage, ob die neue Ampel-Koalition mit Angela Baerbock als Außenministerin dann eine gekonnte Entspannungspolitik nach dem Muster von Willy Brandt einleiten könnte, was dringend geboten ist, damit die Situation nicht eskaliert. Baerbock ist aber nicht nur gegen den Bau der Nordischen Pipeline, sondern auch sehr negativ gegenüber Putin eingestellt. Dies lässt politisch nichts Gutes befürchten für das nächste Jahr.
Tickende Zeitbomben gleichzeitig für die Weltbörsen
Neben einer möglichen Eskalation an der an der ukrainischen Grenze, die aber wenig wahrscheinlich ist, ticken jetzt mehrere Zeitbomben für die Weltbörsen gleichzeitig wie eine nachhaltig zu stark steigende Inflation, ein zu starkes Tapering der FED, das Platzen der Immobilienblase in China durch die mögliche Insolvenz von Evergrande, eine Bankenkrise und Insolvenzwelle in der Türkei und eine Spaltung Europas. Ganz vergessen hat man schon, dass auch IS-Krieger mal zur Unzeit aktiv werden können und international Terroranschläge planen.
Wird Omikron eine Gefahr für die Weltbörsen?
In der vergangenen Woche gaben die Kurse weltweit aber vor allem stark nach, weil sich die neue Corona-Variante Omikron mit der Bezeichnung B.1.1.529 nicht nur in Südafrika schnell verbreitete, sondern auch in 30 anderen Ländern breit machte. In Deutschland wurden schon über 30 Fälle von Omikron gezählt, einer davon auch in Hamburg. Der Virus weist andere Symptome auf als die Delta-Variante. Die Sorge ist nun groß, dass der neue Virus durch die alten Impfmittel nicht hinreichend bekämpft werden kann, was ein Fiasko wäre. Der Chef des Ärzte-Verbandes Frank Ulrich Montgomery machte sofort Angst, indem er rhetorisch fragte: „Haben Sie den Schuss nicht gehört?“. Ungeimpfte werden mehr Ausgrenzungen ertragen und Ungeimpfte werden nicht mehr fliegen können sowie viele Freiheitsbegrenzungen hinnehmen müssen“ In Südafrika gab es aber am 7. Dezember bei 6371 neue Corona-Infizierten nur 9 Todesfälle – in Deutschland waren es am gleichen Tag über 500! Wird da nicht wieder eine neue Sau durch das Dorf gejagt, um Angst und Panik weltweit zu verbreiten? Und falls ja, cui bono? Sicherlich begann es so auch bei der Delta-Variante zu Jahresbeginn in Deutschland, die jetzt das Infektionsgeschehen zu über 90 Prozent beherrscht.
Reise- und Luftverkehrsaktien erst unter Druck, dann wieder erholt
Viele Länder wie Deutschland und Großbritannien verboten sofort den Flugverkehr zu einigen afrikanischen Ländern, was die WHO nicht für richtig hielt. Die Kurse an den Weltbörsen gaben im November kräftig nach. Es bestand und besteht die Gefahr von neuen Lockdowns und vor allem neuen Beschränkungen des Reiseverkehrs. Daher brachen in erster Linie die Kurse von Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften um über 20 Prozent ein, so auch der Kurs der Lufthansa zunächst von 7 auf 5,5 € und nun wieder erholt auf über 6 €. Nachdem es erste Anzeichen gab, dass die Omikron-Variante nicht so gefährlich sei, stiegen die Kurse in dieser Woche aber auch schon wieder kräftig, so dass es jetzt wieder die Chance für eine kleine Jahresendrally mit neuen Allzeit-Hochs an der Wall Street gibt.
Ping Pong an den Weltbörsen und beim Ölpreis
So fiel der deutsche Aktienindex DAX 40 im November vom neuen Allzeit-Hoch von über 16.200 Indexpunkte bis auf 15.100 Indexpunkte im Tief, um sich nun aber wieder auf über 15.700 Indexpunkte zu erholen. Am 7. Dezember stieg der DAX alleine um 2,82 Prozent auf 15.841 Indexpunkte und der S&P-Index um 2,01 Prozent auf 4686 Indexpunkte, was nicht mehr weit vom Allzeit-Hoch von 4700 Indexpunkte entfernt war. Die Investoren gingen von einem Tag auf den anderen von dem risk-off-Modus sofort wieder in den risk-in-Modus über, was wenig verständlich ist. Nur Kryptowährungen wie der Bitcoin konnten sich nach dem Kurseinbruch von über 20 Prozent am vergangenen Wochenende kaum erholen. Auch Gold und Silber waren wenig nachgefragt.
Gazprom bleibt extrem preiswert
Dagegen erholten sich die Ölpreise schon wieder kräftig. So stieg der Brentölpreis seit Anfang Dezember von 68 auf 75 US-Dollar/Barrel. Im November brach er aber wegen der Angst vor der Omikron-Variante zuvor von 85 auf 68 US-Dollar/Barrel brutal ein, worunter besonders die Moskauer Börse litt. Der russische RTS-Index brach seit dem Hoch von 1900 auf 1600 Indexpunkte ein. Er konnte sich bisher kaum erholen wegen des fortgesetzten Säbelgerassels an der ukrainischen Grenze und den Spannungen mit den USA. Auch der Gasgigant Gazprom gab im Kurs von 9 auf 7,5 € nach. Dabei meldete Gazprom sehr gute Zahlen für das 3. Quartal mit einem Rekordgewinn von 7,8 Mrd. US-Dollar. Gazprom ist immer noch extrem niedrig bewertet und zahlt sehr hohe Dividenden aus.
Zunehmende Spaltung der Gesellschaft durch 2 G und Impflicht in vielen Ländern der Welt
Klar ist, dass eine allgemeine Impfpflicht die Spaltung der Bevölkerung weiter steigern wird. Dazu wird aber auch die neue 2 G-Regelung führen, die Ungeimpfte benachteiligt. Es ist unerklärlich, dass nicht schon lange mehr in den Ausbau der Krankenhäuser und hier insbesondere der Intensivbetten investiert wird und dass die Wirtschaft zum Teil trotz relativ hoher Impfquote zumindest bei den vulnerablen Gruppen Teile der Wirtschaft schon wieder lahmlegt und die Gesellschaft in 2 G und Ungeimpfte spaltet. In den USA tobt auch ein Kampf um die Impfpflicht, wobei sich dort viele Polizisten in den Südstaaten nicht impfen lassen wollen, was dort sogar die Sicherheit gefährdet. Auch in Frankreich und Italien gibt es zumindest eine berufsbezogene Impfpflicht, wobei es auch dort zu großen Demonstrationen kam. Eskaliert waren die Demonstrationen vor allem in den Niederlanden und in Belgien. Man darf gespannt sein, wie das Ganze später im nächsten Jahr ausgeht.
11 Osteuropabörsen als Outperformer
Trotz der Kurseinbußen im November konnten bis Ende November auch 11 Osteuropabörsen den DAX in diesem Jahr deutlich outperformen. So erzielte der KTX-Index für Aktien aus Kasachstan sogar ein Plus von 85 Prozent. Hier konnte sich der Kurs von dem größten Uranproduzenten der Welt Kazatomprom bereits mehr als verdoppeln. Auch Uranaktien gingen ebenso wie Öl/Gasaktien bis Mitte November noch durch die Decke. Der russische RDX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische GDR in Euro, war schon über 50 Prozent im Plus, ist jetzt aber aus besagten Gründen „nur“ noch 37 Prozent im Plus. Aber auch der CECE-Index (mit Polen, Ungarn und Tschechien im Boot), konnte mit einem Plus von 19,8 Prozent den DAX (+14,5%) klar outperformen, wobei die Pager Börse mit einem Plus von über 40 Prozent hier der größte Outperformer ist. Unter den baltischen Ländern überzeugt besonders die Börse Tallinn (Estland) mit einem Plus von über 50 Prozent. Ein Grund mehr, sich jetzt intensiver mit den Aktien aus Osteuropa zu beschäftigen, um zumindest bei der möglichen Jahresendrally dabei zu sein. Wie sagte der Ex- sowjetische Präsident Gorbatschow so schön: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben…!“
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