Eon-Chef Leonhard Birnbaum warnt für den Fall eines kompletten Ausfalls russischer Gaslieferungen vor den mittelfristigen Folgen für die deutsche Industrie. "Einige Betriebe müssten Stand heute von der Versorgung abgeschaltet werden", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Zwar wären die akuten Auswirkungen nicht so drastisch, weil das Ende der Heizperiode fast erreicht sei: "Aber im nächsten Winter könnte die Energiewirtschaft wahrscheinlich eine Reihe von Industriekunden nicht mehr ohne Weiteres versorgen."
Allerdings müsse es auch bei einer militärischen Eskalation nicht dazu kommen, so Birnbaum weiter. Russland habe stets geliefert, selbst zu Zeiten des Kalten Krieges, in denen das Land Schwierigkeiten gehabt habe, die eigene Wirtschaft zu versorgen. Zur von der Bundesregierung gestoppten Pipeline Nord Stream 2 sagte er: "Aber Nord Stream 2 ist in Wahrheit nur ein Symbol. Wenn es diese Leitung nicht gäbe, hätten Sie trotzdem noch die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen und die Frage, wie viel durch die Ukraine nach Europa geleitet wird. Man sollte nicht denken: Wenn wir Nord Stream 2 sanktionieren, wird alles gut." Die Folgen des Konflikts für den Gasmarkt seien noch nicht absehbar. "Vieles spricht dafür, dass Preise wohl länger hoch bleiben", so Birnbaum. Bei den Preisen für die Endkunden komme es nun vor allem darauf an, ob die Politik Steuern und Abgaben senke, um für Entlastung zu sorgen.
Foto: Gas-Verdichterstation Mallnow, über dts Nachrichtenagentur