Deutschlands größter Aluminium-Hersteller Trimet will die Produktion halbieren. Vorstandschef Sollte die Phase anhaltend hoher Energiepreise andauern, ist die Produktion von Aluminium in Deutschland gefährdet. - Erst der Anfang?
Deutschlands größter Aluminium-Hersteller Trimet will die Produktion der Hütte am Standort Essen in den kommenden Wochen halbieren. "Durch den weiteren Anstieg der Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine hat sich die Situation dramatisch zugespitzt. Das zwingt uns zu weiteren Anpassungen", sagte Vorstandschef Philipp Schlüter der "Welt Sonntag".
Trimet hatte schon im vergangenen Herbst in drei von fünf heimischen Werken begonnen, die Produktion zu drosseln. Das Stammwerk von Trimet ist der mit Abstand größte Stromverbraucher in Essen und benötigt genauso viel Strom wie die gesamte 600.000-Einwohner-Stadt. Die Versorgung der Kunden ist laut Schlüter dennoch sichergestellt, Trimet komme bestehenden Aufträgen nach. Und auch Kurzarbeit ist für die knapp 800 Mitarbeiter am Standort Essen einem Sprecher zufolge erstmal nicht vorgesehen. Stattdessen plant das Unternehmen Umschichtungen, Wartungsarbeiten und Weiterbildung. "Sollte die Phase anhaltend hoher Energiepreise andauern, wäre allerdings die Produktion von Aluminium in Deutschland gefährdet," warnte Schlüter.
BDI: Existenz einiger energieintensiver Unternehmen gefährdet
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, sieht einige Unternehmen in Deutschland durch die Russland-Sanktionen gefährdet. Es stelle sich perspektivisch die Frage, "ob die höheren Energiepreise für jeden energieintensiven Betrieb noch durchstehbar sind", sagte er den Sendern RTL und n-tv. Ein Scheitern einzelner Unternehmen sei "leider nicht auszuschließen".
Russwurm, hat eindringlich vor einem Boykott russischen Erdgases gewarnt. „Europa hat mit seinem dichten Pipeline-Netz von Norwegen über die Ukraine bis nach Algerien einen Standortvorteil, der viele Jahrzehnte den sicheren und wettbewerbsfähigen Bezug von Gas ermöglicht hat", sagte Russwurm der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.). "Wenn wir diesen Vorteil plötzlich aufgeben, wird unsere einzigartige Industriestruktur nicht aufrecht zu erhalten sein.“
"Nicht nachvollziehbar" nannte der frühere Siemens-Manager die jüngste Stellungnahme der Wissenschaftsakademie Leopoldina, wonach ein kurzfristiger Gas- Lieferstopp handhabbar wäre. „Wir müssen davon ausgehen, dass es bei einem Lieferstopp zu Rationierungen kommen wird", warnte er. "Die Folgekosten durch drohende Zwangsabschaltungen und die Auswirkungen auf die Beschäftigung sind immens und langfristig. Wir sollten alles tun, diese Situation abzuwenden.“