Russland ist offenbar Opfer eines millionenschweren Immobilienbetrugs in Deutschland geworden. Laut eines Berichts des "Spiegel" ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen mehrere Tatverdächtige, die im vergangenen Jahr mindestens vier Berliner Grundstücke aus russischem Staatseigentum verkauft haben sollen - ohne dass Moskau davon etwas mitbekam. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 69-jähriger Zahnarzt aus Berlin, der sich mithilfe mutmaßlich gefälschter Vollmachten als Beauftragter der Präsidialverwaltung des Kreml ausgab und so Käufer, Notare und Grundbuchämter getäuscht haben soll.
Gegen den Zahnarzt und seine 57-jährige Vertraute, die ihm die falschen Kreml-Vollmachten beschafft haben soll, wird nun wegen des Verdachts auf gemeinschaftlich begangenen Betrug und Urkundenfälschung ermittelt. Laut Grundbuchakten, die dem "Spiegel" nach eigenen Angaben vorliegen, verkaufte der Zahnarzt mithilfe seiner angeblichen Vollmachten im September 2021 ein rund 17.000 Quadratmeter großes Areal am alten Flugplatz im Ost-Berliner Stadtteil Karlshorst sowie drei leer stehende Wohnhäuser, in denen früher Angehörige der Roten Armee untergebracht waren. Der Kaufpreis betrug 13,5 Millionen Euro.
Von dem Verkauf der Liegenschaften erfuhr die russische Botschaft laut "Spiegel"-Bericht erst im März 2022. Sie verständigte das Auswärtige Amt und erstattete Strafanzeige. Wie ein Sprecher der Gesandtschaft auf Anfrage mitteilte, unterstütze die Botschaft die Staatsanwaltschaft in ihren Ermittlungen. Gleichzeitig werde derzeit die "Frage der Wiederherstellung der Eigentumsrechte der Russischen Föderation an den Immobilien" geklärt. Auf Betreiben der Staatsanwaltschaft wurden die Grundstücke vorsorglich beschlagnahmt und der größte Teil des Kaufpreises eingefroren. Neben dem Areal in Berlin-Karlshorst soll der Zahnarzt versucht haben, auch das frühere sowjetische Generalkonsulat in Berlin-Dahlem sowie ein Seegrundstück der Russischen Föderation in Brandenburg zu veräußern. Zudem war offenbar der Verkauf des ehemaligen Bürogebäudes der russischen Fluglinie Aeroflot unweit Brandenburger Tors in Vorbereitung, das sich gleich neben der Botschaft befindet. Die Verteidiger des beschuldigten Zahnarztes und seiner Vertrauten wollten sich auf Anfrage nicht äußern.
Foto: Botschaft von Russland, über dts Nachrichtenagentur