Ökonom Thomas Mayer (Ex IfW, IWF, Goldman Sachs) prognostiziert den Verfall des Euro: Der Euro ist ein "genuiner Nachfolger der italienischen Lira". Für die Zukunft sieht er schwarz. "Der Euro ist eine wacklige Sache, die Parität (zum US-Dollar) werden wir vielleicht schon am Jahresende sehen."
Der Absturz des Euro:
Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt sich ihre Geldpolitik nach Aussage von Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute Köln, von den finanziellen Bedürfnissen der Euroraum-Regierungen diktieren und stützt sich zudem auf ein überholtes wissenschaftliches Konzept. Bei einer Veranstaltung des European Finance Forum (EFF) sagte Mayer: "Ich sehe den Euro auf dem Weg zur italienischen Lira." Die Lira habe bis zu ihrem Aufgehen im Euro 82 Prozent ihres Werts verloren. "Ich stelle mir etwas Ähnliches für den Euro vor." Der Euro sei ein "genuiner Nachfolger der italienischen Lira".
Mayer, der im Lauf der vergangenen Jahrzehnte außerdem am Institut für Weltwirtschaft (IfW), beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und bei Goldman Sachs gearbeitet hat, wirft der EZB vor, sich auf ein (keynesianisches) wissenschaftliches Paradigma zu stützen, das im Niedergang begriffen sei. "Das ist gut für die, die Staatsanleihen verkaufen wollen", sagte er und fügte hinzu: "Das ist nicht zielführend und muss im wissenschaftlichen Bereich erst niedergekämpft werden." Und das wiederum werde mit personellen Wechseln verbunden sein.
Mayer sieht die Welt - trotz mancher Unterschiede - in der gleich Situation wie während des ersten Ölpreisschocks in den 1970er Jahren: "Viele sagen: Es ist alles anders - aber das ist eine Anmaßung von Wissen." Er erklärt die aktuell hohe Inflation mit der Quantitätstheorie: Wenn die Geldmenge schneller steigt als die Wirtschaftsleistung, dann steigen die Preise - "das ist Volkshochschule Sauerland". Gleiches gilt laut Mayer für den Ölpreis: Wenn die Ölnachfrage steigt, aber das Angebot niedrig bleibt, dann steigt der Preis.
Die Frage ist laut Mayer nun: "Wie weit gehen sie jetzt?". Für den Vollgeld-Verfechter ist "der Dollar der Einäugige unter den Blinden", der "Potenzial nach oben" hat. Mayer ist aber nicht überzeugt davon, dass die Fed die USA erneut in eine Rezession stürzen wird. "Die reale Fed Funds Rate (minus 7,67 Prozent) ist brutal negativ, das spricht gegen eine Rezession", sagte er. Dieser Zins sei vor Rezessionen immer positiv gewesen.
Für den Euro sieht Mayer schwarz: "Der Euro ist eine wacklige Sache, die Parität werden wir vielleicht schon am Jahresende sehen." Er wirft der EZB vor, sich der "fiskalischen Dominanz" der Staaten gebeugt zu haben. "Wir haben die Unabhängigkeit der Zentralbank aufgegeben. Sie ist wieder das, was sie mal war: Staatsfinanzierer", befindet er.