Die explodierenden Energiekosten machen es immer mehr Einzelhändlern offenbar unmöglich, kostendeckend zu wirtschaften. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Die Lage sei schlichtweg existenzbedrohend, schreibt der Handelsverband Deutschland (HDE) in einem Brandbrief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
16.000 Geschäfte stünden in diesem Jahr vor dem Aus, im kommenden Jahr dürfte sich der Negativtrend fortsetzen. Grund: Die Energiekosten im Handel seien seit Jahresbeginn durchschnittlich um 147 Prozent gestiegen. Sie machten derzeit fast drei Prozent des Umsatzes aus, 2023 rechnet der Verband mit nahezu fünf Prozent. Schon heute, argumentieren HDE-Präsident Josef Sanktjohanser und Geschäftsführer Stefan Genth, lägen die erwirtschafteten Überschüsse in vielen Bereichen jedoch darunter: Bei Bekleidung arbeite man mit 2,1 Prozent, bei Schuhen gar mit minus 1,2 Prozent Marge derzeit an der Grenze der Wirtschaftlichkeit.
Selbst im Lebensmittelhandel liege die zu erzielende Rendite bei nur zwei bis vier Prozent des Umsatzes. Zahlreiche Unternehmen würden so in die Verlustzone geraten. Eine Weitergabe der steigenden Energiekosten an die Kunden sei angesichts des dramatischen Kaufkraftverlustes der privaten Haushalte kaum machbar. Der Verband fordert von Habeck nun Maßnahmen, um ruinösen Belastungsspitzen zu begegnen: die maximale Ausweitung des Energieangebots, einen temporären Strompreisdeckel sowie eine Absenkung der Stromsteuer auf das EU-Minimum und wirksame Härtefallhilfen. Am Donnerstag hatte die Bundesregierung neue Maßnahmen im Kampf gegen hohe Gaspreise vorgestellt.
Foto: HDE, über dts Nachrichtenagentur