Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier schlägt eine gemeinsame Schuldenaufnahme der Mitgliedstaaten in der Eurozone vor, um die Währungsunion krisenfester zu machen.
»Aus meiner Sicht wären solche Eurobonds tatsächlich die beste Lösung, wenn sich verhindern lässt, dass einzelne Länder sich auf Kosten der anderen verschulden«, sagt sie im Gespräch in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL. Die Eurozone leide bis heute darunter, dass es zwar eine vergemeinschaftete Geldpolitik gebe, jedes Land aber immer noch seine eigene Haushaltspolitik betreibe. »Solange das so bleibt, wird die Währungsunion immer wieder davon bedroht sein, auseinanderzubrechen.«
Malmendier rechtfertigt die Vorschläge des Sachverständigenrats, den Spitzensteuersatz zu erhöhen oder einen Energiesoli für Besserverdiener einzuführen, mit der Spendierfreude der Bundesregierung. »Würde auf der Ausgabenseite zielgenauer gearbeitet und wären reichere Haushalte von Entlastungen wie der Gaspreisbremse ausgenommen, dann müssten wir auf der Einnahmeseite weniger über ausgleichende Maßnahmen nachdenken.« Deutschland sei in den zurückliegenden Krisen nur deshalb finanzpolitisch handlungsfähig gewesen, weil die Politik darauf geachtet habe, dass Einnahmen und Ausgaben nicht zu weit auseinanderliefen. »Dabei sollten wir bleiben, um auch jetzt schon für die nächste Krise bereit zu sein«, sagt Malmendier.