Wir brauchen keinen Doppelwumms (Ausgleich von Energiepreisen und Inflation durch mehr Schulden), der nur kurze Zeit wirkt und die Inflation weiter anheizt. Nachhaltig ist die Beendigung der Energiewende, durch die der Strompreis verdoppelt wurde. Eine Industrienation funktioniert nicht mit Windmühlen.
von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Es ist erstaunlich und befremdlich: Bundesregierung, die Ministerpräsidenten der Länder, fast alle politischen Parteien und die Medien streiten sich um die richtige Entlastung von den derzeitigen hohen Energiepreisen. Mit 200 Milliarden Euro (2400 Euro/Einwohner), die die Steuerbürger später zahlen müssen, soll der Energiemangel verwaltet und in „gerechte“ Bahnen gelenkt werden. Aber den Energiemangel beendet das zusätzliche Geld nicht, beschleunigt stattdessen jedoch die Inflation.
Nur ein größeres Energieangebot kann die Lösung sein. Mit dem weiteren Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen soll das erreicht werden. Der FDP Vorsitzende und Finanzminister Christian Lindner hat diesen unzuverlässigen Strom, der je nach Wetterlage zwischen Null und 70 Prozent der installierten Leistung schwankt und ein stabiles Stromnetz weder herstellen noch sichern kann, schwärmerisch, aber abwegig sogar „Freiheitsenergie“ genannt. Zutreffend dagegen ist die Bezeichnung Fakepower, weil Regierung und die meisten politischen Parteien behaupten, man könne mit diesem Strom Deutschland zu bezahlbaren Kosten vollständig versorgen. Das ist falsch.
Der Bau von Wind- und Solarstromanlagen kostet viel Energie
In diesem Jahr sollen Fakepower-Anlagen mit rund 1.000 Megawatt installierter Leistung neu gebaut werden. Das ist bei dem herrschenden Energiemangel unverständlich, denn diese Anlagen kosten mehr als eine Milliarde Euro und brauchen zum Bau etwa 2 Milliarden Kilowattstunden Primärenergie, vorwiegend fossile Brennstoffe. Das sind 210.000 Tonnen Kohle oder 190.000 Tonnen Erdöl oder 200 Millionen Kubikmeter Erdgas. Diese Energie reicht zum Heizen von 100.000 Wohnungen für ein Jahr. Der Bau weiterer Anlagen sollte sofort eingestellt werden.
Fakepower kostet 50 Milliarden Euro im Jahr
Die bisherigen Fakten zeigen, dass ein Drittel Fakepower-Einspeisung die Stromkosten verdoppelt hat. Das heißt, Fakepower ist viermal teurer als Kraftwerkstrom. Zu den hohen Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) kommen steigende Frequenz-Regelkosten der Kraftwerke, Ausbau des Stromnetzes, weitere EEG-Abgaben und die Subventionierung von Forschungseinrichten hinzu. Eine weitere Verteuerung geschieht durch die CO2-Bepreisung. Für die behauptete, aber nicht beweisbare Klimarettung werden CO2-Emissionen aus Kohle, Erdöl und Erdgas besteuert. Kraftwerke müssen für ihren CO2-Ausstoß Emissions-Zertifikate kaufen, die die Stromproduktionskosten inzwischen verdreifacht haben. Auch auf Heiz- und Treibstoffe wird eine CO2-Steuer erhoben, die jährlich erhöht wird. Sie verteuert einen Liter Treibstoff oder einen Kubikmeter Heizgas inzwischen um rund 10 Cent. Im nächsten Jahr kommen weitere 2 Cent hinzu. Diese staatlichen Abgaben summieren sich auf 50 Milliarden Euro/Jahr.
Wenn der Staat mit seiner Politik auf diese Abgaben verzichtet, fallen die Energiekosten deutlich und nachhaltig. Doch die Ampelregierung müsste dazu ihre ideologische Mauer einreißen. Stattdessen macht sie bisher lieber Schulden, mit denen möglicherweise auch die Energiewende noch weiter getrieben werden soll. Das endet für Deutschland in einer Katastrophe.
Wir können auf Kohle, Erdgas und Erdöl nicht verzichten
Deutschland muss mit Energie sicher versorgt werden. Dazu brauchen wir Kohle, Erdgas und Erdöl sowie Kernbrennstoffe. Mit Wind-, Solar-, Wasser- und Biogaskraftwerke ist dieses Ziel nicht erreichbar, weil bei der hohen Bevölkerungsdichte der Energiebedarf so nicht gedeckt werden kann. Deutschland muss Energie importieren oder die eigenen Kohle-, Erdöl- und Gaslagerstätten wieder stärker ausbeuten. Mit dem Energiekonzern Winterhall-DEA haben wir Fachleute, um Gas und Öl im eigenen Land fördern zu können. Die Steinkohlenförderung wieder aufzunehmen, könnte bei den derzeit hohen Kohlepreisen wirtschaftlich sein. In jedem Fall führt eine heimische Förderung zu geringerer Abhängigkeit vom Ausland.
Der kommende Winter wird zeigen, ob die Maßnahmen der Regierung die Bürger zumindest kurzfristig finanziell entlasten. Längerfristig und grundsätzlich ist diese Energiepolitik zum Scheitern verurteilt.