Die Erzeugerpreise in Deutschland steigen weiter kräftig - verlieren aber auf ihrem hohen Niveau den dritten Monat in Folge an Tempo. Im Dezember waren sie um 21,6 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Im November hatte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat bei +28,2 Prozent gelegen, im Oktober bei +34,5 Prozent, der Höchststand wurde im August und September mit jeweils +45,8 Prozent gemessen.
Gegenüber dem Vormonat November 2022 sanken die Erzeugerpreise im Dezember 2022 um 0,4 Prozent und damit weniger stark als noch im Vormonat (-3,9 Prozent November 2022 gegenüber Oktober 2022). Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich sei weiterhin die Preisentwicklung bei Energie, so das Bundesamt. Zudem stiegen, teilweise infolge der Preissteigerungen für Energie, auch die Preise für Verbrauchsgüter, Vorleistungsgüter, Gebrauchsgüter und Investitionsgüter deutlich an. Auch für den leichten Rückgang des Erzeugerpreisindex gegenüber dem Vormonat sei die Entwicklung der Energiepreise hauptverantwortlich.
Die Energiepreise waren im Dezember im Durchschnitt 41,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten nach Angaben der Statistiker die Preissteigerungen für Erdgas in der Verteilung und für elektrischen Strom. Gegenüber dem Vormonat November sanken die Energiepreise im Durchschnitt um 1,0 Prozent, hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für Erdgas in der Verteilung und für Mineralölerzeugnisse. Der Preisrückgang gegenüber dem Vormonat verlangsamte sich damit deutlich: Die Energiepreise waren im November um 9,6 Prozent und im Oktober um 10,4 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gefallen.
Erdgas in der Verteilung kostete im Dezember 52,0 Prozent mehr als im Dezember 2021. Für Handel und Gewerbe erhöhten sich die Preise um 113,3 Prozent, für Wiederverkäufer um 41,3 Prozent. Industrieabnehmer zahlten 36,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für Kraftwerke war Erdgas 28,9 Prozent teurer. Gegenüber dem Vormonat November 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 2,2 Prozent billiger. Die Soforthilfe für Dezember 2022 für Letztverbraucher von leitungsgebundenem Erdgas und Kunden von Wärme habe allerdings keine Auswirkung auf den Erzeugerpreisindex, so das Bundesamt.
Strom kostete über alle Abnehmergruppen betrachtet 46,8 Prozent mehr als im Dezember 2021. Für Weiterverteiler war er 75,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 28,4 Prozent. Gewerbliche Anlagen, die häufig tarifgebundene Verträge abschließen, zahlten 22,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, private Haushalte 19,3 Prozent. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom über alle Abnehmergruppen betrachtet im Dezember um 1,5 Prozent. Mineralölerzeugnisse waren 17,3 Prozent teurer als im Dezember 2021, gegenüber November 2022 sanken diese Preise um 7,1 Prozent. Leichtes Heizöl kostete 47,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (-7,6 Prozent gegenüber November 2022).
Die Preise für Kraftstoffe stiegen um 14,1 Prozent (-7,8 Prozent gegenüber November 2022). Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 12,0 Prozent höher als im Dezember 2021 und blieben gegenüber November 2022 unverändert. Die Preise für Verbrauchsgüter waren im Dezember 2022 um 18,1 Prozent höher als im Dezember 2021 und stiegen gegenüber November 2022 um 0,5 Prozent.
Nahrungsmittel waren 23,5 Prozent teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+72,1 Prozent gegenüber Dezember 2021). Allein von November bis Dezember 2022 wurde Zucker 11,6 Prozent teurer. Die Preise für Schweinefleisch waren 46,5 Prozent höher als im Dezember 2021, für Margarine und Nahrungsfette 40,8 Prozent. Milch kostete 33,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, Kaffee 25,1 Prozent und Butter 24,5 Prozent.
Die Vorleistungsgüterwaren im Dezember 2022 um 12,3 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber dem Vormonat November 2022 sanken diese Preise um 0,4 Prozent. Einen großen Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat in diesem Bereich hätten die Preissteigerungen für Metalle mit einem Plus von 10,8 Prozent gehabt, so das Bundesamt. Gegenüber dem Vormonat November 2022 sanken die Metallpreise jedoch um 1,0 Prozent. Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren 11,8 Prozent teurer als im Dezember 2021, Betonstahl in Stäben hingegen kostete 3,4 Prozent weniger. Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln wurde binnen Jahresfrist 143,2 Prozent teurer.
Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten stiegen um 87,3 Prozent, sanken jedoch gegenüber dem Vormonat November um 12,0 Prozent. Zeitungsdruckpapier verteuerte sich um 61,3 Prozent gegenüber Dezember 2021. Getreidemehl war 34,7 Prozent teurer, Futtermittel für Nutztiere 20,8 Prozent. Chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 23,0 Prozent.
Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit +44,5 Prozent. Bedeutend niedriger als im Vorjahresmonat waren bei den Vorleistungsgütern die Preise für Nadelschnittholz (-15,6 Prozent) und Sekundärrohstoffe (-19,9 Prozent). Die Preise für Gebrauchsgüter waren im Dezember 2022 um 11,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+14,7 Prozent). Investitionsgüter kosteten 7,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber Dezember 2021 hatten nach Angaben des Bundesamtes die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,8 Prozent, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+5,6 Prozent). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für gewerbliche Geschirrspülmaschinen (+24,0 Prozent) sowie Teile für Klimageräte, Kühl- und Gefrierschränke, Wärmepumpen, Wärmeaustauscher und Ähnliches (+ 19,0 Prozent).
Im Jahresdurchschnitt 2022 stiegen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte gegenüber dem Vorjahr 2021 um 32,9 Prozent. Das war die höchste gemessene Veränderung im Jahresdurchschnitt seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949, so die Statistiker. Im Jahr 2021 waren die Erzeugerpreise im Vergleich zu 2020 um 10,5 Prozent gestiegen. Die Entwicklung der Energiepreise hatte auch auf die Veränderungsrate der Erzeugerpreise im Jahresdurchschnitt den größten Einfluss.
Im Durchschnitt stiegen die Energiepreise gegenüber dem Vorjahr um 86,2 Prozent (2021 gegenüber 2020: +24,8 Prozent), bedingt durch die extremen Preissteigerungen für Erdgas in der Verteilung (+132,8 Prozent gegenüber 2021) sowie für elektrischen Strom (+95,4 Prozent) infolge des Kriegs in der Ukraine. Mineralölerzeugnisse waren im Jahresdurchschnitt 40,0 Prozent teurer als 2021.
Ohne Berücksichtigung der Energiepreise erhöhten sich die Erzeugerpreise 2022 gegenüber dem Vorjahr um 14,0 Prozent (2021 gegenüber 2020: +6,1 Prozent). Vorleistungsgüter waren 19,4 Prozent teurer als 2021 (2021 gegenüber 2020: +12,5 Prozent). Hier wirkte sich die Preisentwicklung für Metalle mit +26,5 Prozent am stärksten aus, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln war im Jahresdurchschnitt gut doppelt so teuer wie im Vorjahr (+109,1 Prozent), Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten waren knapp doppelt so teuer (+96,1 Prozent).
Die Preise für Düngemittel und Stickstoffverbindungen stiegen um 90,9 Prozent, für Zeitungsdruckpapier um 89,7 Prozent. Die Preise für Gebrauchsgüter waren im Jahresdurchschnitt 2022 um 9,7 Prozent höher als 2021. Investitionsgüter verteuerten sich um 7,1 Prozent (2021 gegenüber 2020: +2,0 Prozent), insbesondere beeinflusst durch die um 8,4 Prozent teureren Maschinen. Verbrauchsgüterwaren im Jahresdurchschnitt 2022 um 14,4 Prozent teurer als 2021 (2021 gegenüber 2020: +1,1 Prozent). Nahrungsmittelkosteten 18,9 Prozent mehr als 2021. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+61,4 Prozent) und nicht behandelte pflanzliche Öle (+45,4 Prozent). Kaffee war 27,0 Prozent teurer, Fleisch (ohne Geflügel) 25,6 Prozent und Zucker 21,7 Prozent.
Foto: Stahlproduktion, über dts Nachrichtenagentur