Die Regierung stellt 440 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Folgen der Energieknappheit und die teuren Preise abzufedern - dafür hätte man 20 Kernreaktoren bauen können um die Stromversorgung auf Jahrzehnte zu sichern.
Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Der wachsende Energiehunger in der Welt hat schon im Jahr 2019 zu einem deutlichen Anstieg der Preise für Kohle, Erdöl und Erdgas geführt. Mit dem Hochfahren der Wirtschaft nach Aufgabe der Corona-Restriktionen ging der Anstieg weiter. Dies mag Putin veranlasst haben, in die Ukraine einzumarschieren, da er glaubte, die europäischen Staaten würden tatenlos zusehen, weil sie von preiswerten russischen Energieimporten abhängig seien.
Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schossen die Energiepreise weiter in die Höhe. Wesentlich dafür war der Stopp der Energieimporte aus Russland durch die deutsche Regierung und die Europäische Union. Damit sollte Russlands Wirtschaft getroffen werden. Russland hat die Lieferungen von Kohle, Erdöl und Erdgas nie grundsätzlich verweigert und sich nur gegen vermutlich nicht vertragskonforme Weiterlieferungen von Deutschland gewehrt. Die Darstellungen in den meisten Medien und Äußerungen von Politikern unterstellen dies aber.
Teures Erdgas
Die deutsche und europäische Energiepolitik hat den größten Gasimporteur, die Firma Uniper, in große Verluste getrieben. Uniper hat langfristige Lieferverträge mit Russland einerseits und mit vielen Stadtwerken und Industriebetrieben andererseits. Nach dem Stopp der Lieferungen aus Russland musste Uniper zu rund 30-mal höheren Preisen Gas auf dem Weltmarkt kaufen und es zu den geringen Vertragspreisen an die Kunden weiter liefern. Diese Verluste konnten von Uniper nicht aufgefangen werden. Doch mit der Zahlungsunfähigkeit wären auch große Teile der Gasversorgung zusammengebrochen. Daher hat die Bundesregierung die Verluste aus dem Steueraufkommen übernommen. Lt. Manager Magazin sind inzwischen 51,5 Milliarden Euro an Uniper geflossen. Weitere Verluste sind zu erwarten.
Die Stützungspolitik der Regierung führt andererseits auch zu hohen Profiten. Gaskraftwerke mit günstigen langfristigen Lieferkonditionen laufen weiter und verdienen prächtig an den gestiegenen Strompreisen. Sie verbrauchen Gas, das in diesem Winter dringend zum Heizen benötigt wird. Auch andere Gas- und Stromabnehmer machen gute Geschäfte. Sie stellen die Produktion ein, weil sie mehr verdienen durch den Weiterverkauf ihrer langfristigen Kontingente.
440 Milliarden Euro für die Energiesicherung
Nach einem Bericht von der Nachrichten-Agentur Reuters hat Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) festgestellt: „Der gesamten Volkswirtschaft droht ein gewaltiger Vermögensverlust.“ Dazu erläutert Reuters: „Die zurückgestellten Mittel belaufen sich auf bis zu 440 Milliarden Euro, so die Berechnungen, die erstmals alle deutschen Maßnahmen zur Abwendung der Energieknappheit und zur Sicherung neuer Energiequellen zusammenfassen. Das entspricht etwa 1,5 Milliarden Euro pro Tag seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar. Oder rund 12 % der nationalen Wirtschaftsleistung. Oder rund 5400 Euro pro Person in Deutschland. Sie hätten 20 Kernreaktoren kaufen und die Hälfte ihrer Stromversorgung auf Jahrzehnte hinaus sichern können.“
Nach NAEB-Überschlagsrechnung entfallen von den 440 Milliarden Euro 120 Milliarden auf die Energiewende, 100 Milliarden auf die CO2-Bepreisung (CO2-Zertifikate und CO2-Steuer auf Brenn- und Treibstoffe) und 220 Milliarden auf Entlastungen für hohe Energiekosten. Die EU will auf diesem Weg nachziehen. Geplant sind Abgaben von 45 Euro/Tonne CO2-Emissionen und ein Entlastungsfonds von 86 Milliarden Euro. Weiter soll Einfuhrzoll auf Waren von Ländern ohne CO2-Abgaben erhoben werden.
Bei diesen Kosten müsste die Energiewende unverzüglich beendet werden, selbstverständlich einschließlich der "CO2-Steuer". Dann würden die Energiepreise um 220 Milliarden oder um mehr als 2500 Euro/Einwohner fallen und Entlastungszahlungen für Bürger und Industrie wären unnötig.
Fakepower ist keine Lösung
Doch die politische Forderung, die von den mit Zwangsgebühren finanzierten öffentlichen Sendern und vielen anderen Medien unterstützt wird, heißt: Ausbau der teuren Wind- und Solaranlagen, die keine plan- und regelbare Leistung liefern. Dieser Strom ist zweitklassig. Er kann kein stabiles Stromnetz aufbauen, sondern nur einen Teil des Kraftwerksstrom in einem stabilen Netz ersetzen. Er wird daher zu Recht als Fakepower (Fake = Täuschung) bezeichnet, denn dieser Strom soll Deutschland nach den Wünschen der meisten Politiker voll versorgen. Das ist unmöglich. Der Wert von Fakepower liegt weit unter den Erzeugungskosten. Gemäß NAEB- Berechnung – siehe auch NAEB-WEB-Site unter "wertlos" - bedingt jede Kilowattstunde Fakepower einen volkswirtschaftlichen Schaden von 23 Cent.
Die technischen Verluste bei der Fakepower von der Erzeugung bis zum Verbraucher sind hoch. Eine Speicherung der Stromenergie als Wasserstoff und eine Wiederverstromung in Gaskraftwerken hat mindestens 75 % Energieverluste. Auch die Speicherung in Pumpspeicherwerken und Batterien führt zu nennenswerten Energieverlusten von 10 bis 40 %. Der Windstrom, der von der Küste nach Süddeutschland fließt, verliert mindestens 10 %. Zusammenfassend kann festgestellt werden, mit fortschreitendem Ausbau der Wind- und Solarstromanlagen werden die Verluste prozentual immer größer. Schon heute muss bei Starkwind und Sonnenschein überflüssiger Strom kostenpflichtig in Ausland fließen (negative Strompreise), wenn man die Anlagen nicht einfach abschaltet, wobei gemäß EEG die Besitzer (Betreiber) trotzdem eine Entschädigungszahlung in Höhe von 95% der fiktiv erzeugten Strommenge erhalten.
Deutschland muss Energie importieren
Was muss getan werden für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung? Wir müssen die Erkenntnis akzeptieren, dass Fakepower (per Sonne, Wind und Biomasse erzeugter Strom) nicht nur nicht in der Lage ist, ein Stromnetz ohne Stützung durch Kraftwerke aufrecht zu erhalten sondern wegen des oben genannten volkswirtschaftlichen Schadens sinnvollerweise überhaupt nicht genutzt wird – siehe 23 Cent/kWh.
Wir müssen akzeptieren, dass Deutschland ein Energie-Importland. Wir müssen sogenannte Primärenergie-Energie (fossile Brennstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas) zum überwiegenden Verbrauchsanteil importieren. Die Nutzung heimischer Primärenergien in einem höchstmöglichen Anteil von vielleicht 30% - 35% bringt mehr Sicherheit und Preisstabilität, was uns die weltweite Preisentwicklung seit 2019 und insbesondere die Gefährdung unserer Versorgung durch externe Einflüsse lehrt. Daher muss die heimische Braunkohle weiter genutzt, die Förderung von Gas und Öl durch Fracking aufgenommen werden und eine angemessene Vorratshaltung für die exzellent in großem Stil lagerfähige Steinkohle wie bis in die 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts praktiziert wieder gesetzlich vorgeschrieben werden, was viel wichtiger wäre, als auf den Kavernen-Füllstand von Erdgas wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren. Und nicht zuletzt sollte mit Unterstützung der großen Bergbaukonzerne der Welt die Wiederaufnahme der für mindestens 1000 Jahre reichenden Bestände der heimischen Steinkohle unter dem dünn besiedelten Münsterland im Hinblick auf vertretbare Förderkosten nach dem Motto Versorgungssicherheit vor Wirtschaftlichkeit überprüft werden.
Energie optimal nutzen
Wichtig ist die wirtschaftliche Verwendung der Energieträger. Moderne Gas- und Ölheizungen haben nur geringe Verluste. Hier gibt es kaum Verbesserungen. Wärmeisolierungen an Gebäuden rechnen sich nur selten. Günstig ist es schon, wenn die Heizkostenersparnis 20 % der Isolierungskosten erreicht. Der Energieaufwand für die Isolierung ist oft größer als die Einsparung beim Heizen. Der Dieselmotor ist der Antrieb mit dem besten Wirkungsgrad. Er sollte nicht verdammt, sondern weiter entwickelt werden. Elektro-Autos brauchen in ihrer Gesamtbilanz mehr Energie als ein Dieselfahrzeug. Sie sind und bleiben unwirtschaftlich wegen der hohen Batteriekosten und der langen Ladezeiten. Das ist bedauerlich, denn der Elektromotor ist der optimale Antrieb.
Die Kohle- und Gaskraftwerke haben einen Wirkungsgrad von bis zu 40 %, Gas- und Dampfkraftwerke noch höher. Mit neuen Werkstoffen werden Wirkungsgrade von 46 % erreicht. Das Onyx Kraftwerk Wilhelmshaven ist dafür ein Beispiel. Dieses Kraftwerk erzeugt mit der gleichen Brennstoffmenge 15 % mehr Strom als der Durchschnitt der deutschen Kraftwerke. An der optimalen Nutzung der Brennstoffe zur Stromerzeugung sollte weiter gearbeitet werden. Unsinnig ist dagegen die Abscheidung von CO2 aus dem Rauchgas und Einlagerung in tiefe Erdschichten, was neuerdings wieder thematisiert wird und mit der Ersparnis der CO2-Steuer fiktiv wirtschaftlich gerechnet wird. Der Wirkungsgrad der Kraftwerke wird vermindert statt verbessert. Das Verpressen des CO2 in die Erde erfordert weitere Energie. Dieses CO2 bleibt dann wirklich "ewig" unter künstlich erzeugtem hohem Druck im Boden. Gasausbrüche z.B. wegen Erdbeben in 1000 Jahren oder noch ferner Zukunft könnten viele Lebewesen ersticken, weil CO2 sich wegen seiner hohen Dichte zunächst am Boden ausbreitet und nur langsam in der Luft verdünnt wird. Die Wirkungen von CO2 müssen fundiert bewertet werden. Dazu gehört die Ermittlung des optimalen CO2-Gehaltes in der Luft für das Pflanzenwachstum und für die Minimierung der behaupteten atmosphärischen Temperaturerhöhung
Auch bei der Nutzung elektrischer Energie sind bereits wesentliche Fortschritte erzielt und weitere möglich. Im Mittel steigt der Wirkungsgrad neuer elektrischer Geräte um ein Prozent im Jahr. Spektakulär sind die Steigerungen bei den Leuchtmittel. Die Glühfadenlampen wandeln nur 5% der Energie in Licht um. Leuchtstoffröhren erreichen 20 bis 25%. LED Lampen kommen auf 40%. Auch das Kochen mit Induktion, die den Topfboden direkt erhitzt, führt zu einer deutlich besseren Energienutzung.
Was ist zu tun?
Die Zukunft der Energieversorgung in der fernen Zukunft sind die Kernkraftwerke. Sie wandeln nicht Energie um, sondern erzeugen neue Energie aus Masse nach der Gleichung: Energie = Masse x Lichtgeschwindigkeit². Danach reichen 160 kg zur Deckung unseres gesamten jährlichen Energiebedarfs in Deutschland. Es ist katastrophal, diese Chance nicht zu nutzen, selbst wenn es bis zur Renaissance der Kernkraft in Deutschland vielleicht noch 100 Jahre dauert. Diesbezügliche Forschungen sind in Deutschland leider gesetzlich verboten.
Für die Gegenwart müssen wir uns auf die fossilen Brennstoffe stützen. Die Kohlekraftwerke müssen weiter laufen. China hat das erkannt und verfeuert inzwischen mehr Kohle pro Einwohner als das ideologisch regierte Deutschland.
Die Ampel-Regierung geht mit ihrer ideologischen Forderung, Wind-, Solar- und Biogasanlagen auszubauen, einen gefährlichen Weg zurück ins Mittelalter mit dem Verlust unserer Industrie und unseres Wohlstandes. Wann stehen die Wähler gegen diesen Unsinn auf?