Immer mehr E-Autos, immer weniger Kraftwerke. Kann das gut gehen? Bundesnetzagentur will bei Mangel Ladestrom rationieren. Ministerpräsident Weil spricht von Panikmache.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hält Warnungen vor einer Überlastung der Stromnetze durch Elektroautos für Panikmache. »E-Autos werden nicht die Netze zusammenbrechen lassen, und die Elektrowende in der Mobilität wird nicht an mangelnder Stromversorgung scheitern«, sagte der SPD-Politiker, der auch im Aufsichtsrat des VW-Konzerns sitzt, dem SPIEGEL. Aktuell gebe es nicht zu viele E-Autos auf der Straße, sondern zu wenige. »Es ist gut, frühzeitig auf Probleme hinzuweisen, für Panikmache gibt es indes keinen Grund«, so Weil.
Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller hatte kürzlich den Vorschlag geäußert, in Zeiten hoher Netzauslastung den Ladestrom zu rationieren. Weil widerspricht: »Ich halte die Aussage, bei allem Respekt für Herrn Müller, für unausgegoren.« Es sei »sicher richtig, wenn die Bundesnetzagentur auf Risiken hinweist. Aber sie sollte lieber Lösungen aufzeigen, wie wir Zeiten, in denen das Netz überlastet ist, vermeiden können«.
Unter anderem müssten die Verteilnetze dringend ausgebaut und modernisiert werden, so Weil. Das sei eine Kernaufgabe der nächsten Jahre. »Und wir müssen viel schneller werden«, fordert der Landespolitiker. »Auch Projekte in den Übertragungsnetzen, die dringend benötigt werden, brauchen viel zu lange.« Ein gutes Beispiel sei der Südlink, die Stromautobahn zwischen Nord- und Süddeutschland: »Ich hoffe sehr, dass sie wenigstens noch in diesem Jahrzehnt fertig wird.«