Die Deindustrialisierung in Deutschland sei durch hohe Kosten für Energie wegen des Ukraine-Kriegs verursacht, sagt die Regierung. Das ist falsch. Die Energiewende ist die Ursache der Deindustrialisierung.
von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Mit der Energiewende beginnt ein systematisches Auswandern der Industrie. Die Strompreise steigen kräftig, denn der nicht planbare und stark schwankende Wind- und Sonnenstrom ist im Mittel 4-mal teurer als regelbarer Kraftwerkstrom (Ein Drittel „grüner“ Strom im Netz hat die Stromkosten verdoppelt). Steigende Umlagen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) und Abgaben auf CO2-Emissionen, die jederzeit geändert werden können, machen eine berechenbare Energieplanung unmöglich.
Die Versorgungssicherheit leidet unter dem stark schwankenden Wind- und Solarstrom. Immer häufiger müssen energieintensive Anlagen bei Flauten vom Netz genommen werden. Bei Starkwind und Sonnenschein muss dagegen der überflüssige Strom entsorgt werden (negative Strompreise). Dieser Strom ist zweitklassig, denn er kann kein stabiles Stromnetz aufbauen und auf den Bedarf regeln. Um das deutlich zu machen, wird er zunehmend als Fakepower (Fake = Täuschung) bezeichnet. Die Regierung und die sie stützenden Parteien täuschen die Bürger mit der Aussage, Deutschland könne fast ausschließlich mit diesem „grünen“ Strom versorgt werden.
Mit dem Argument „Klimarettung“ wird die Energiewende weiter getrieben. Die Ziele bleiben im Nebel. Auf Grund von Modellrechnungen wird behauptet, CO2 aus der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl würde durch Absorption von Infrarotstrahlung die Erdtemperatur gefährlich erhöhen. Durch diese Erderwärmung würden die Eiskappen an den Polen abschmelzen und der steigende Meeresspiegel große Gebiete der Landmasse überfluten. Doch es gibt keine experimentell nachprüfbaren Beweise, dass mehr CO2 in der Luft die Erderwärmung verstärkt. Wasserdampf, der viel mehr Infrarotstrahlung absorbiert, wird bei der Klimarettung dagegen überhaupt nicht beachtet.
So wandert die Industrie ab
Bereits im Oktober 2017 hat der Stromverbraucherschutz NAEB in einer Pressemitteilung die Abwanderung der Industrie aus Deutschland wegen steigender Energiekosten beschrieben: „Man braucht kein großer Wirtschaftsexperte zu sein, um vorauszusagen, wie die Verlagerung der deutschen Stahlindustrie ablaufen wird. Die Produktion in Deutschland läuft zunächst weiter. Die Instandhaltung der Anlagen wird gestoppt. Es werden nur noch die für die Aufrechterhaltung der Produktion unbedingt notwendigen Reparaturen durchgeführt.
Mit den weitgehend abgeschriebenen Anlagen ohne Instandhaltungsaufwand wird noch Geld verdient. Mit diesem Geld werden im kostengünstigen Ausland neue Werke aufgebaut. Wenn die Reparaturkosten der auf Verschleiß gefahrenen Werke in Deutschland zu hoch werden, wird die Firma an einen „Investor“ verkauft, der sie in die Insolvenz treibt. In vielen Fällen verlieren dann die Mitarbeiter nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch noch zugesagte Werkspensionen. Die Flucht aus dem Energiewendeland Deutschland läuft seit mehr als 10 Jahren, teils unbemerkt, teils sogar als wichtige Auslandsinvestitionen von der Politik gefeiert.“
Die volkswirtschaftlichen Indikatoren bestätigen diese Sicht. Die Re-Investitionsquote (Investitionen / Abschreibungen) ist mit der Energiewende auf 90 Prozent gesunken. Es werden nicht mehr alle alten Anlagen ersetzt. Die Industrie schrumpft. Arbeitsplätze gehen verloren. Die Kapitalausfuhr aus Deutschland stieg auf 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (über 200 Milliarden Euro/Jahr). Die Richtlinien der EU erlauben maximal 4 Prozent. Doch es gab bisher keinen Einspruch. Mit dem exportierten Geld werden neue Anlagen in Ländern aufgebaut, die eine preiswerte und sichere Energieversorgung bieten. Der Ukraine-Krieg beschleunigt die Abwanderung. Viele Betriebe, deren Management an die Energiewende zur Klimarettung glaubte, mussten inzwischen wegen nicht bezahlbarer Energiekosten schließen. Die Deindustrialisierung läuft immer schneller. Deutsche Firmen weisen ordentliche Gewinne nur von ihren ausländischen Niederlassungen aus.
Massive Beeinflussung durch Ideologen
Es ist unverständlich, dass fast alle maßgeblichen Gruppen immer noch die Aktionen zum Klimaschutz gutheißen oder gar als notwendig ansehen. Hier zeigt sich, wie man Menschen beeinflussen kann, wenn sie in jedem zweiten Halbsatz von den Medien, von den Politikern, in den Schulen, kurz, von allen Seiten aufgefordert werden, das Klima zu schützen. Hinzu kommt Psychoterror. Wer sich gegen die angesagten Maßnahmen zum Klimaschutz wendet, wird ausgegrenzt. Es gibt sogar Forderungen, ihn als angeblichen „Klimaleugner“ vor Gericht zu stellen. Eine sachliche Bewertung der verschiedenen Erkenntnisse wird abgelehnt. Ideologen kennen die Wahrheit, nur sie allein. Sie brauchen und wollen keine kritische Auseinandersetzung. Wenn man ihnen folgt und erst einmal Mühen auf sich nimmt, kommt man in ein Paradies.
Klimaschutz ist wichtiger als Arbeitsplätze und Wohlstand
So werben Firmen mit „go green“, statt sich dem Wettbewerb zu stellen, und fordern dafür Subventionen vom Staat, also den Bürgern.
Den Gewerkschaften ist der Klimaschutz wichtiger als der Arbeitsplatz ihrer Mitglieder. Werden Betriebe wegen nicht bezahlbarer Energiekosten insolvent, fordern sie nicht den Schluss der teuren Energiewende, sondern für die Mitglieder, die arbeitslos geworden sind, lediglich eine Abfindung oder Umschulung.
Viele Geldinstitute setzen die politische Forderung um, keine „klimaschädlichen“ Industrien zu finanzieren. Dazu gehören an erster Stelle Firmen, die Kohle, Erdgas und Erdöl fördern und verbrauchen. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock, dem größten Finanzkonzern der Welt (Wikipedia), der sich dem „Klimaschutz“ offiziell widmet. Diese Finanzpolitik führt inzwischen zu einer Verknappung und Verteuerung der fossilen Brennstoffe, weil Kapital fehlt, um neue Vorkommen aufzuschließen. Merz hält diese Linie ein. Er hat inzwischen die CDU zur Energiewende für den „Klimaschutz“ verpflichtet. Damit gibt es außer der AfD keine Partei im Bundestag, die die Energiewende und ihre Folgen kritisch bewertet.
Zurück zum freien Markt
Die Energiewende kann nur mit Subventionen und immer mehr staatlichen Regulierungen durchgesetzt werden. Der freie Markt wird so zunehmend außer Kraft gesetzt. Doch das gelingt nur kurzzeitig. Wird die Förderung von fossilen Brennstoffen nicht mehr von Banken finanziert, kommt es zur Verknappung und Preisanstiegen, bis aus den steigenden Gewinnen die Förderung wieder mit eigenen Mitteln vergrößert werden kann. Geschichte und Erfahrung zeigen, kurzfristig kann der freie Markt behindert werden. Längerfristig setzt er sich immer wieder durch.
Wenn wir die Abwanderung und das Sterben der Industrie beenden wollen, müssen wir zum freien Markt in der Energieversorgung zurückkehren. Schluss mit der staatlichen Energiewende, die unsere Stromkosten verdreifacht. (naeb.info)