Durch die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA drohen Turbulenzen an den Finanzmärkten. "Spätestens jetzt ist allen klar: Im Finanzsystem entstehen wegen der steigenden Zinsen enorme Verluste, vor allem bei lang laufenden Anleihen und Immobilienkrediten", sagte Moritz Schularick, der neue Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der "Süddeutschen Zeitung". "Brenzlig wird es, wenn Kunden ihr Geld kurzfristig abziehen können. Dann können die Verluste so hoch sein, dass die Bank zahlungsunfähig wird wie in Amerika geschehen."
Auf die Frage, ob eine Finanzkrise drohe, sagte Schularick, es wäre sehr überraschend, wenn es nach einem Jahrzehnt mit sehr niedrigen Zinsen keine Verwerfungen gäbe: "Die Forschung zeigt, dass die Gefahren genau dann am größten sind: wenn nach langen Perioden lockerer Geldpolitik die Zinsen wieder steigen." Die Zentralbanken seien gefragt, das Ganze unter Kontrolle zu halten. Schularick rief den Westen dazu auf, mit China im Gespräch bleiben.
Zwar laufe in dem Land viel falsch, von der Verletzung der Menschenrechte über aggressivere Außenpolitik bis zu mehr Autokratie des Regimes. Doch China sei die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, "sie wird nicht von der Bildfläche verschwinden." Der Westen brauche China zur Lösung globaler Probleme wie des Klimawandels. "Je mehr wir China in die Ecke stellen, desto mehr treiben wir es in Putins Arme." Als sich Schularick äußerte, war noch nicht bekannt, dass die Einleger der Silicon Valley Bank nach Angaben der Fed ab Montag wieder vollen Zugriff auf ihre Kontoguthaben bekommen sollen.
Foto: Euro- und Dollarscheine, über dts Nachrichtenagentur