Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) formieren sich. Erste Zahlungen wurden schon ohne Dollar abgewickelt. Hat der Abstieg des Dollars begonnen?
Der kriegs- und sanktionsbedingte Richtungswechsel der russischen Außenwirtschaft Richtung Asien erweist sich immer mehr als zweischneidiges Schwert. Wie weit die Verschiebungen fortgeschritten sind, hat das russische Wirtschaftsmedium „RBC“ auf Basis des Wirtschaftsministeriums ermittelt. Demnach wurden im Juli dieses Jahres bereits 72 Prozent des russischen Exports in Rubel oder in Währungen sogenannter freundschaftlicher Staaten (Länder, die keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben) abgewickelt.
Anfang 2022 – vor Beginn des Ukraine-Krieges – waren es gerade einmal 15 Prozent. Beim Import ging der Anteil von zuvor 33 Prozent auf 69 Prozent hoch. „Die Kennzahlen werden auch weiter wachsen“, erklärte das Ministerium.
Neben dem Rubel fließt der chinesische Yuan am meisten. Im Februar dieses Jahres hat der Yuan zum ersten Mal in der Geschichte bei Transaktionen an der Moskauer Börse den Dollar, eigentlich die Lieblingswährung der Russen, als meistgehandelte Devise überholt hat.
Bangladesch hat im April eine ausstehende Zahlung für ein Atomkraftwerk aus Russland in Yuan beglichen. Länder wie die Mongolei, Taiwan, Philippinen, Malaysia, die Vereinigten Arabischen Emirate, aber auch Japan und Singapur haben begonnen, mit Russland in Yuan zu handeln, heißt es in einer Studie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
BRICS ist zum Inbegriff einer alternativen antiamerikanischen Weltordnung geworden. Tatsächlich machen die fünf BRICS-Staaten 41 Prozent der Weltbevölkerung und 26 Prozent der Weltwirtschaft aus. Sie haben zwei neue Finanzinstitutionen namens NDB und CRA geschaffen, als Konkurrenz zur Weltbank und zum Weltwährungsfonds in Washington. Die Bedeutung der BRICS-Institutionen nimmt sich aber bisher bescheiden aus. Zumal die BRICS-Staaten wirtschaftlich und politisch keine Gemeinsamkeiten aufweisen – ausser, dass sie die Vormacht der USA ablehnen.
China ist der mit Abstand stärkste BRIS-Staat und sieht die Gruppe als Instrument, um den eigenen Einfluss auszubauen und die USA als mächtigste Nation der Welt abzulösen. Entsprechend ambitiös sind die Ziele. BRICS soll wachsen, zumal mehrere Dutzend weitere Staaten Mitglied oder zumindest Partnerland werden wollen. Spektakulär wäre die Aufnahme des Kandidaten Saudi-Arabien, bis vor kurzem ein enger Verbündeter der USA. Damit nicht genug: BRICS soll mit einer eigenen Währung den US-Dollar als Handels- und Reservewährung ergänzen und schliesslich ersetzen.
Michael Mross im Expertengespräch: