Die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof des taumelnden Immobilienkonzerns Signa aus Österreich steht nach SPIEGEL-Informationen kurz vor einem Insolvenzantrag, kann dieses Mal allerdings nicht auf eine erneute Hilfe durch den deutschen Staat bauen.
Die Bundesregierung verfolge die Situation der Signa-Gruppe aufmerksam, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums auf SPIEGEL-Anfrage. Man stehe mit Galeria »in engem Austausch«, die Gewährung neuer Mittel sei aber »nicht Teil der Gespräche«.
Schon während der zwei Insolvenzen 2020 und 2022 hatte der Staat insgesamt 680 Millionen Euro in das Geschäft gepumpt. Nun steckt Galeria in so kritischer Lage, dass eine dritte Insolvenz unmittelbar bevorstehen dürfte.
Den Großteil des bislang bei Galeria reingeschossenen Geldes muss die Regierung ohnehin abschreiben. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) habe bislang als »Zinsen und anteilige Verwertungserlöse« insgesamt rund 40 Millionen Euro zurückerhalten, so ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Weitere WSF-Hilfen, die für die Coronazeit gedacht waren, gäbe es sowieso nicht. Die Stabilisierungsmaßnahmen seien bis zum 30. Juni 2022 befristet gewesen, so der Sprecher, »insoweit können hier keine Anträge mehr gestellt werden«.
Womöglich würde dieses Mal gerade eine möglichst frühe Insolvenz Hilfe von außen sogar unnötig machen. Sie böte dem Unternehmen laut Insidern die Chance, sich von überzogenen Mietverträgen und Kosten für Berater zu befreien, die Galeria durch den Mutterkonzern Signa auferlegt worden seien. Sie könnten durch einen Insolvenzverwalter beanstandet und neu verhandelt werden. »Das könnte Galeria frische Luft verschaffen«, sagt ein Konzernkenner. Ein Galeria-Sprecher wollte keinen Kommentar abgeben.
Im Schnitt müsse Galeria für die Immobilien der Signa rund 19 Prozent des Umsatzes zahlen, deutlich mehr als selbst für Luxuswarenhäuser wie das Hamburger Alterhaus oder das Münchener Oberpollinger verlangt würden. Zudem bürdeten Beraterverträge Galeria derzeit Kosten im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich auf.