Eindrücke von der "North American Bitcoin-Conference" Miami. Bitcoin und Blockchain verändert alles. Papiergeld (Fiat-Money) der Zentralbanken kommt im Kryptouniversum nicht mehr vor.
Von Sascha Opel
Während ich diese Ausgabe beginne zu schreiben, ist es Samstagabends, ich sitze am Miami International Airport und nutze die mehr als dreistündige Verspätung des Lufthansa-Fluges „back to Germany“ sinnvoll, indem die noch frischen Eindrücke der 6. North American Bitcoin Conference festgehalten werden. Und von diesen Eindrücken und neuen Erfahrungen gibt es unzählige, so dass diese zunächst geordnet werden müssen und auch gar nicht alle in einen Artikel passen.
Die Szene, welche diese Konferenz vor 6 Jahren aus der Taufe hob (damals mit 35 Teilnehmern, dieses Jahr mit 4.000!), lebt das Thema Krypto und Blockchain. Jemand, der sich bislang noch nicht näher mit dem Thema beschäftigt hat und ohne Vorkenntnisse auf diese Konferenz kommt, der würde wohl glauben, dass er in einem Paralleluniversum gelandet ist.
Denn: Das Papiergeld (Fiat-Money) der Zentralbanken kommt in diesem Kryptouniversum nicht mehr vor.
Im Gegenteil: Die frühen Freaks der Szene, die Bitcoins zu Kursen von wenigen Cents (oder zumindest unter 1 USD) erworben oder per Mining erschaffen haben und das Bitcoin-System quasi damals mit Leben erfüllten, denken in ganz anderen Kategorien. Fast alle sind überzeugt, dass Banken und Zentralbanken in ein paar Jahren überflüssig sind und wir immer noch erst am Anfang dieser historischen Revolution stehen.
Jeff Berwick, einer der ultra-libertären Anarchokapitalisten der Szene, brachte es auf den Punkt: Die Grundidee von Bitcoin war, die Macht über das Geld und die Geldschöpfung zurück in die Hände der Menschen zu geben.
Denn Zentralbanken und das System der Geldschöpfung haben in den letzten 100 Jahren zu verheerenden Kriegen, Inflationen und Ungleichheit auf der Welt geführt. Milliarden von Menschen haben immer noch keinen Zugang zum internationalen Bankensystem, während viele der Armen, selbst in Arfika, jedoch inzwischen ein Smartphone besitzen. Dieses Smartphone ist die Eintrittskarte ins Kryptosystem und mit Kryptowährungen würde diese künftig kein Bankensystem mehr benötigen. Denn das „Bankkonto“ führt man mit seiner Wallet immer mit, bzw. jeder Mensch ist dadurch „seine eigene Bank“.
Ein US-Notenbanker sagte einst sinngemäß: Es ist egal, wer gerade regiert. Wer das Geldsystem kontrolliert, kann jede Regierung kontrollieren. Würden alle Menschen in dezentrales Kryptogeld flüchten, wären Zentralbanken und Ihr Einfluss bzw. die indirekte Abhängigkeit der Regierungen von den Geldschöpfern dahin! Das ist die große Vision – zumindest war sie es und ist es bei den meisten Bitcoin-Nutzern der frühen Zeit immer noch.
Die Blockchain-Technologie könnte demnach Millionen der Armen in unentwickelten Ländern aus der Armutsfalle führen.
Wie? Dies erklärte Bitcoin-Ikone Charlie Shrem beim Kamintalk mit Stacy Herbert.
Erstmals könnten die Ärmsten sichere Eigentumsrechte erhalten - gigantischer Wohlstands– und Wachstumseffekt möglich
Shrem hatte kurz nach Erfindung der ersten Blockchain (Bitcoin) einen weißen Farmer aus Simbabwe kennen gelernt, der im Zuge der Säuberungen des dortigen Diktators Robert Mugabe um sein Land gebracht wurde. Vor allem weiße Farmer, die zum Teil hundert Jahre dort ihre Farmen betrieben hatten, wurden über Nacht verjagt, um das Land den Schwarzen zu geben. Was hat diese Story nun mit Blockchain zu tun? Ganz einfach:
Würde es in solchen Ländern ein Blockchainbasiertes Katasterwesen geben, wären die Eigentumsverhältnisse unwiderruflich und fälschungssicher festgeschrieben.
Das größte Problem in vielen Ländern Afrikas und auch weiten Teilen Südamerikas ist es, dass es keine gesicherten Eigentumsrechte gibt.
Selbst ein Notarvertrag ist im Worst-Case nicht viel wert, da Korruption an der Tagesordnung ist. So drehte sich der Konflikt in Kolumbien zwischen der Rebellenorganisation FARC und den wechselnden Regierungen der letzten Jahrzehnte, hauptsächlich um ungeklärte Eigentumsrechte. Auch ISIS und die Taliban hatten in Syrien bzw. Afghanistan nur deshalb einen gewissen Rückhalt unter der Bevölkerung, weil sie den kleinen Leuten ihre Eigentumsrechte garantierten und für diesen „Schutz“ eben geduldet wurden.
Diese „Terroristen“ bekämpft man daher am besten damit, so erklärte es der brillante Overstock CEO Dr. Patrick Byrne, indem man diesen Menschen eine sichere Eigentumsgrundlage verschafft. Viele Kleinbauern in Afrika bewirtschaften zwar seit langer Zeit „ihr Land“, besitzen aber keine gesicherten Eigentumsrechte.
Dabei ist historisch nachweisbar, dass es gerade sichere Eigentumsrechte sind, welche ein Land und eine Wirtschaft prosperieren lassen. So wurde Peru in den letzten Jahrzehnten von einer gewaltigen Wachstumswelle erfasst, als es der Regierung gelang, bislang lediglich auf dem Gewohnheitsrecht basierte Landparzellen in einer Bodenreform in gesicherte Eigentumsrechte umzuwandeln.
Menschen sind manipulierbar und korrupt - Mathematik und Technik nicht
Würden also bislang ungeklärte Eigentumsrechte künftig in einer dezentralen Blockchain gespeichert sein, könnte auch ein Putsch durch einen Diktator (der dann wahrscheinlich ohnehin nicht passieren kann) nichts an diesen Rechten ändern. Denn niemand aus einer neuen Regierung hätte manipulativen Zugriff auf die Eigentumsrechte, da diese weltweit dezentral im Internet gelagert sind. Auf hunderttausenden oder Millionen Rechnern in aller Welt.
Nun muss man sich vorstellen, dass zwei bis drei Milliarden Menschen, die in großer Armut leben, durchaus „Assets“ besitzen, aber diese Assets (sei es Land, landwirtschaftliche Produkte, oder irgendetwas, dass diese Menschen sonst produzieren) keinen angemessenen Wert haben, da diese nicht gesichert sind und sie zudem keinen Zugang zum Bankensystem erhalten. Dabei wurde bereits nachgewiesen, dass selbst ungesicherte Kleinkredite in Emerging Markets wie Indien, kleine Wunder bewirken können.
Mit einer hohen Rechtssicherheit durch nicht manipulierbare, dezentrale Blockchainlösungen und der Ausschaltung von Bankensystem und Korruption, wäre die Grundlage für ein großes Wirtschaftswunder in der dritten Welt geschaffen.
Blockchain statt Regierung
Für tausende von Jahren vertrauten die Menschen zunächst Göttern, dann Königen, Regierungen und fielen oft auch auf Diktatoren herein. Eine unbestechliche, dezentrale Technik wie die Blockchain könnte diesen Glauben an Regierungen und Institutionen ersetzen!
Wenn jeder Mensch künftig seine „eigene Bank“ wäre, kann man durchaus von einer revolutionären Zeitenwende sprechen! Dieses Beispiel der dritten Welt zeigt zwar, welch umbruchartige Idee hinter der Blockchaintechnologie steckt und dass diese einen wahren, globalen Wachstumsschub auslösen könnte. Aber dies ist nur die globale Langfristvision.
Auch und insbesondere im Kleinen werden Blockchainlösungen nach und nach die Wirtschaft umkrempeln. Galt bis vor Kurzem noch, „was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden“, heißt es künftig, „was dezentralisiert werden kann, wird dezentralisiert werden“ und „was tokenisiert werden kann, wird tokenisert!“
Sprich: Alle Geschäftsmodelle, die heute noch Mittelsmänner, Vermittler und andere Zwischenstellen aufweisen, werden angegriffen werden!
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