Konjunktur und Börsen boomen. Doch alles zyklisch. Nirgendwo wachsen Bäume in den Himmel. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass der Konjunkturaufschwung 2018 seinen Gipfel erreicht.
von Sven Weisenhaus
Das ifo-Geschäftsklima (schwarz im folgenden Chart) ist im Januar auf 117,6 Punkte und damit wieder auf das Rekordniveau vom November gestiegen. Zuvor hatte es im Dezember einen leichten Rücksetzer auf 117,2 Zähler gegeben.
Der aktuelle Wiederanstieg ist auf eine deutlich bessere Einschätzung der aktuellen Situation zurückzuführen. Der Lageindex (blau) stieg mit 127,7 Punkten ein weiteres Mal auf ein neues Rekordhoch. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate (grün) gingen hingegen zum zweiten Mal in Folge zurück (von 109,4 auf 108,4). Sie liegen aber weiterhin auf hohem Niveau.
Das Ende des konjunkturellen Aufschwungs?
Wie die vorangegangenen Stimmungsindikatoren (ZEW-Index, Einkaufsmanagerindizes) hatte auch das ifo-Geschäftsklima kurzfristig kaum Einfluss auf die Börsenkurse, weil die Werte lediglich die aktuelle Situation und die Markterwartungen bestätigten. Dies ist insgesamt positiv zu werten. Allerdings scheint den Unternehmen inzwischen die Fantasie für weitere Verbesserungen auszugehen. Und das könnte darauf hindeuten, dass der Gipfel im aktuellen konjunkturellen Aufschwung erreicht ist.
Zeigt der DAX das Ende des Aufschwungs bereits an?
Damit würde sich auch die anhaltende Schwäche des DAX erklären. Im Grunde kommt der Index schon seit dem Sommer 2017 nicht mehr richtig vorwärts. Zwar konnte jüngst noch ein neues Allzeithoch markiert werden, zu einem neuen Aufwärtstrend ist es dabei aber nicht gekommen. Stattdessen haben die Kurse sofort wieder deutlich nachgegeben. Es bleibt ein erneuter Fehlausbruch (siehe rote Ellipsen im Chart).
Damit droht dem DAX nun sogar wieder ein Rückfall bis an das untere Ende der Broadening-Formation (gelbe Linien). Gestern erreichte der Kurs bereits die obere Begrenzung der ehemaligen Seitwärtsrange (gelbes Rechteck). Hier konnte er sich aber stabilisieren. Aktuell kämpfen Bullen und Bären um die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten. Gehen die Bären als Sieger aus diesem Kampf hervor und fällt der DAX in die Seitwärtsrange zurück, wäre dies das nächste bearishe Signal.
Kommt es zu stärker fallenden Kursen, könnte die Börse damit das mögliche Ende des Aufschwungs in Deutschland wie üblich mit einigen Monaten Vorlauf bereits einpreisen. Wie Sie sicherlich wissen, nimmt die Börse den wirtschaftlichen Verlauf ca. sechs bis neun Monate vorweg.
Eine sehr frühzeitige Überlegung
Natürlich müssen wir die weiteren ifo-Daten (insbesondere die Erwartungskomponente) der nächsten (zumindest zwei) Monate und den DAX-Verlauf in dieser Zeit abwarten. Sie sollten also diese Überlegungen nur als sehr frühzeitiges Gedankenspiel betrachten.
Keinesfalls möchte ich damit Panik oder ähnliches verbreiten. Schließlich spreche ich aktuell nur von einem Ende des Aufschwungs. Im Konjunkturzyklus kommt nach dem Aufschwung aber noch die Boom-Phase. Und der Boom kann noch eine Weile anhalten. Erst danach kommt es zu einem Abschwung.
DAX könnte in eine breite Seitwärtsbewegung übergehen
Einen möglichen Abschwung würde der DAX dann aber sehr wahrscheinlich ebenfalls einige Monate vorwegnehmen. Und vielleicht erinnern Sie sich, dass ich für den DAX schon recht früh im vergangenen Jahr ein langsames Auslaufen der Aufwärtstrends sowie den Übergang in eine breite Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau angekündigt habe (siehe zum Beispiel Börse-Intern vom 12.09.2017). Dass es seit dem Juni-Hoch nur noch schleppend vorwärts geht, ist ein erstes Indiz dafür, dass ich mit dieser Prognose richtig liegen könnte.
US-Wirtschaft wächst bereits langsamer
Sie würde übrigens auch zu den aktuellen Konjunkturdaten aus den USA passen. Während sich in der Eurozone für die kommenden Monate noch eine Beschleunigung des Wachstumstempos abzeichnet, scheint die US-Wirtschaft bereits an Fahrt zu verlieren. Darauf deuten nicht nur die US-Einkaufsmanagerdaten hin (siehe gestrige Börse-Intern). Stattdessen ist dies mit den heutigen (vorläufigen) BIP-Daten aus den USA bereits Fakt. Völlig überraschend ist die US-Wirtschaft demnach im vierten Quartal 2017 „nur noch“ um 2,6 % gewaschen.
Erwartet wurde ein deutlich höherer Wert von +3,0 %.
Deutschland und die Eurozone laufen im Konjunkturzyklus den USA hinterher
Deutschland und die Eurozone laufen zwar im Konjunkturzyklus den USA hinterher, aber wenn die US-Wirtschaft an Fahrt verliert, wird die Eurozone einige Monate später folgen. Und wenn die US-Indizes in eine stärkere Gegenbewegung übergehen, dürfte der DAX mit nach unten gezogen werden. Fällt er dadurch wieder deutlich unter das Juni-Hoch von 12.951,54 Punkte zurück, könnte das Szenario einer großen Seitwärtsbewegung zwischen ca. 13.500 und 12.000 Punkten Form annehmen.
Fazit
Wie bereits oben geschrieben, sind dies sehr frühzeitige Überlegungen. Von Stockstreet sind Sie es aber gewohnt, vor allen anderen auf mögliche Entwicklungen hingewiesen zu werden. Und wenn man sich anschaut, wie viele Jahre der aktuelle Konjunkturaufschwung und die dazugehörigen Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten bereits anhalten, dann erscheint es durchaus wahrscheinlich, dass im Jahr 2018 diese Trends ein Ende finden. Eine Galgenfrist bekommt der DAX allerdings, wenn er erneut auf ein neues Allzeithoch steigen und dann dynamisch nach oben durchstarten kann.
www.stockstreet.de