Zahlmeister Deutschland: Macron will die Europäische Transferunion. EZB hält unsoziale Umverteilungsprozesse in Gang. Deutschland muss raus aus der Währungsunion.
Von Claus Vogt
Am 17. April 2018 hielt der französische Präsident Emmanuel Macron seine erste Rede vor dem Europa-Parlament. Darin forderte er unter dem Deckmäntelchen „Vereintes Europa“ die Schaffung eines Europäischen Währungsfonds, einer Bankenunion, eines gemeinsamen Haushalts sowie die Ernennung eines EU-Finanzministers.
Mit diesen Forderungen will Macron einer Europäischen Transferunion den Weg ebnen, bei der wir Deutschen als Hauptzahler empfindlich zur Kasse gebeten werden. Diese Entwicklung ist – wie Sie gleich sehen werden – nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa eine Katastrophe.
Freihandel schafft Wohlstand und Frieden
Dabei hatte am 25. März 1957 mit der Schaffung der Europäischen Gemeinschaft als einer Freihandelszone alles so gut begonnen. Denn Freihandel schafft Wohlstand und Frieden. Einer Gemeinschaftswährung bedarf es dazu ausdrücklich nicht.
Doch durch die von ökonomisch ignoranten Politikern durchgesetzte Einführung einer Währungsunion (Euro), an der Macron unbedingt festhalten will, wurde dieses Erfolgsmodell ohne jede Not torpediert, um nicht zu sagen zerstört. Und ohne die kurzsichtige und verantwortungslose Politik der EZB wäre diese zum Scheitern verurteilte Währungsunion längst implodiert. Der Fehler der Euro-Einführung wäre korrigiert und die ökonomischen Ungleichgewichte zwischen den nordeuropäischen und den krisengeschüttelten südeuropäischen Länder könnten in Angriff genommen werden.
Geschehen ist stattdessen das Gegenteil. Durch das Festhalten am Euro werden die ökonomischen Ungleichgewichte immer größer, die Lage Südeuropas immer aussichtsloser und die politischen Spannungen innerhalb Europas nehmen zu.
Die EZB bringt Europa in Gefahr
Das Festhalten an der ökonomisch unsinnigen Währungsunion um jeden Preis – „whatever it takes“, wie EZB-Präsident Mario Draghi einst sagte – entfaltet erhebliche negative Nebenwirkungen, die letztlich sogar den Zusammenhalt Europas gefährden und politischem Extremismus Vorschub leisten. Denn Draghis ultra-laxe Geldpolitik hat einen noch wenig verstandenen und selten thematisierten Umverteilungsprozess in Gang gesetzt, der in hohem Maße unsozial und sehr gefährlich ist. Deshalb führen auch die oben genannten Forderungen Macrons, mit denen die Währungsunion forciert wird, weiter in die falsche Richtung.
EZB hält unsoziale Umverteilungsprozesse in Gang
Konkret hat die EZB durch ihre ultra-laxe Geldpolitik, die seit dem Krisenjahr 2008 anhält, die folgenden sieben Umverteilungsprozesse in Gang gesetzt, die in hohem Maße ungerecht und unsozial sind. Aus Platzgründen kann ich hier keine detaillierte Beschreibung der jeweiligen Wirkungsweise vornehmen. Diese finden Sie jedoch in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren.
- 1. Von Privat zum Staat
- 2. Vom Unternehmenssektor zum Finanzsektor
- 3. Von Arm zu Reich
- 4. Von Jung zu Alt
- 5. Von kleinen zu großen Finanzinstituten und Unternehmen
- 6. Von der wirtschaftlichen Peripherie zu den Zentren
- 7. Vom Norden der EU in den Süden der EU
Deutschland muss raus aus der Währungsunion
Freihandel, Wohlstand und Frieden in Europa benötigen keine Einheitswährung. Fest steht, die Einführung der Europäischen Währungsunion war ein Fehler. Je länger an diesem Fehler festgehalten wird, desto schlimmer werden seine Folgen für die Menschen Europas. Macrons „Reformpläne“ führen nicht zu einem „Vereinten Europa“, sondern sorgen lediglich für eine Transferunion von Nord nach Süd, von Arm zu Reich, von Jung zu Alt.
Jetzt könnten unsere Politiker Weitblick und Größe zeigen, indem sie diesen Fehler eingestehen und durch die Abschaffung der Europäischen Währungsunion schnellstens korrigieren. Doch davon ist weder im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, noch bei Emmanuel Macron oder der Europäischen Kommission etwas zu spüren. Hier gibt man sich stattdessen fest entschlossen, dem eingeschlagenen Weg in den Niedergang Europas weiter zu folgen.
Die nächste Krise kommt bestimmt
Die Ursachen, die zur Krise des Jahres 2008 und zur europäischen Staatsschuldenkrise geführt haben, wurden nicht beseitigt. Die Verschuldung und zahlreiche weitere Ungleichgeweichte, darunter die extreme Überbewertung der Aktienmärkte, sind heute größer als im Krisenjahr 2008. Deshalb wird die nächste Krise noch heftiger ausfallen als die des Jahres 2008. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Krise ausbricht.
Um diese Krise richtig zu bewerten und die korrekten Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, habe ich für meine Leser in der April-Ausgabe meines Börsenbriefes Krisensicher Investieren einen ausführlichen Streifzug durch die Finanzgeschichte gemacht.