Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ): „Ohne das Eingreifen der Zentralbanken in der Krise wäre das Finanzsystem wahrscheinlich kollabiert“. Caruana warnt vor Gefahren einer Dollar-Schwemme.
Der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, Jaime Caruana, hat vor den Gefahren einer Liquiditätschwemme gewarnt. „Ohne das Eingreifen der Zentralbanken in der Krise wäre das Finanzsystem wahrscheinlich kollabiert“, sagte Caruana im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Doch niedrige Zinsen und üppige Liquidität schaffen natürlich auch Risiken. Kredite, die eigentlich abgeschrieben werden müssten, werden verlängert. Risiken werden falsch kalkuliert.
Niedrige Zinsen bestrafen zudem die Sparer und Institutionen, die die Ersparnisse verwalten wie Pensionsfonds oder Versicherungen.“ Es sei schwer zu beurteilen, welche Geldpolitik in diesen Zeiten die richtige sei: „Wir stecken in einem Dilemma.“
Die US-Notenbank Fed hatte am vergangenen Mittwoch beschlossen, über Ankäufe vpnm Staatsanleihen weitere 600 Milliarden Dollar in die Finanzmärkte zu pumpen, um der wackeligen US-Konjunktur und dem schwachen US-Arbeitsmarkt auf die Beine zu helfen.
Mit Blick auf den anstehenden G-20-Gipfel und den weltweiten Währungsstreit forderte Caruana von den Staaten mehr Kooperation: „Internationale Kooperation ist in diesen Zeiten extrem wichtig, nicht zuletzt, um Protektionismus zu verhindern. Wir brauchen eine sehr offene Diskussion darüber, wie sich nationale Politik auf den Rest der Welt auswirkt, und mehr gegenseitige Rücksicht.“ Um die Ungleichgewichte zu beseitigen, müssten nachhaltige Strukturreformen passieren: „Manche Länder sparen zu viel, andere zu wenig. Das kann kein Dauerzustand sein“, sagte er.
China könne seinen Binnenkonsum durch Reformen der sozialen Sicherung anregen. „Denn dann fühlen die Menschen sich sicherer und sparen weniger.“ Die USA sollten ihre Augenmerk auf die hohen Staatsschulden legen und „ein glaubwürdiges Programm zur Haushaltssanierung“ auflegen. „Derzeit gibt es Wechselwirkungen zwischen Leistungsbilanzungleichgewichten und der Lage der öffentlichen Haushalte. Länder mit Defiziten sind daher noch stärker gefragt als solche mit Überschüssen.“
Caruana, 58, ist seit 2009 Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, dem zentralen Forum der weltweiten Kooperation von Notenbanken. Zuvor war er Berater beim IWF und Chef der spanischen Zentralbank.