Ex-ifo-Chef Sinn hält einen Euro-Austritt Italiens für wahrscheinlich. Die politische Konstellation in Rom könnte zum Sprengsatz für die Währungsunion werden. - Prof. Wilhelm Hankel prognostizierte diese Konsequenz schon 2013.
Der langjährige Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hält auch nach der gescheiterten Regierungsbildung in Italien einen Austritt des Landes aus der Währungsunion für durchaus wahrscheinlich.
„Wenn Deutschland sich sträuben sollte, Geld zu verschenken oder weitere Bürgschaften zulasten nachfolgender Generationen zu geben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Italien den Euro aufgibt“, so der Ökonom in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche.
„Die politische Revolution ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Die Forderungen nach massiv steigenden Staatsausgaben und Schuldenerlassen sind ebenso wenig vom Tisch wie Gedankenspiele über das Verlassen der Währungsunion“, so Sinn weiter. „Geld her, oder wir treten aus – das könnte die versteckte Drohung künftiger italienischer Regierungen sein.“
Zum Sprengsatz für die Währungsunion könnte laut Sinn vor allem die von Lega und Cinque Stelle vorgebrachte Idee einer Parallelwährung werden. „Zu einem solchen Schuldschein-Konstrukt dürfte es über kurz oder lang vermutlich schon deshalb kommen, weil sich das höhere Defizit kaum anders wird finanzieren lassen.“, schreibt Sinn. „Eine Parallelwährung würde dazu dienen, die EU-Partner gefügig zu machen. Andererseits böte sie die Option, sofort aus dem Euro-Verbund auszutreten.“
Prof. Wilhelm Hankel 2013:
Bürgerkrieg nicht ausgeschlossen
Prof. Wilhelm Hankel († 2014) erläutert bereits 2013 die fatale Situation der Gemeinschaftswährung. Im MMnews Interview sagte er sinngemäss schon damals: Die Politik verwechselt in Sachen Euro "Dynamik" mit "Dynamit". Wenn das so weitergeht, ist ein Bürgerkrieg nicht ausgeschlossen.
Es war von Beginn an klar, dass der Euro niemals funktionieren würde angesichts der sehr unterschiedlichen Wirtschaften in der Eurozone. Ein griechischer Euro ist etwa 50% weniger wert als ein deutscher Euro. - Die Euro hat die Südzone dazu verführt, Schulden zu machen. In Griechenland gibt es die niedrigste Steuerquote und dafür die höchste Schuldenquote. Statt sparen mehr Schulden - das war der einfachere Weg und der Euro hat ihn ermöglicht.
Der riesige Schuldenberg der Südschiene kann nicht auf Dauer von Deutschland finanziert werden. Wir stehen also vor der Frage: Wollen wir diese Defizite weiter finanzieren und darüber selber verarmen - oder müssen wir nicht einen Modus finden, welcher die unerträgliche Rückzahlungsverpflichtung dieser Länder, die dort zu Massenarbeitslosigkeit führt, zu beenden.
Wenn die Politiker weiter am Euro festhalten, führt das zum Knall. Dann werden einzelne Länder der Südschiene zwangsläufig austreten mit all den Verwerfungen, die dann programmiert sind. Diese Länder sind dann sofort bankrott und das führt dann zur Sprengung der Eurozone.
Prof. Hankel 2013: Der Euro ist wie Dynamit