Ex-ifo-Chef Sinn: Trumps Vorwurf der Währungsmanipulation ist berechtigt, EZB manipuliert Euro
Der langjährige Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hält die Vorwürfe des amerikanischen Präsidenten Donald Trump für berechtigt, die Europäische Zentralbank (EZB) manipuliere den Wechselkurs des Euro.
„Beim Thema Wechselkurse kann Trump Europa ernsthaft in Verlegenheit bringen. Die Währungsmanipulation durch das QE-Programm der EZB ist offenkundig, es führte zur Abwertung des Euro gegenüber anderen Währungen der Welt“, schreibt Sinn in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche.
Auch die anhaltende Nullzinspolitik der EZB habe den Euro tendenziell verbilligt. Donald Trump habe daraufhin nun „eine neue Front im Handelskrieg zwischen Europa und den USA eröffnet, und dies nicht ohne politische Hintergedanken: Nach den Gesetzen der USA fällt es dem Präsidenten bei Handelssanktionen leichter, den Kongress zu umgehen, wenn er diese als Reaktion auf eine Währungsmanipulation anderer Länder darstellen kann.“
Sinn fordert in seinem Beitrag die europäische Notenbank zu einem Kurswechsel auf: „Die EZB betreibt in ihrer selbstherrlichen Art eine Wirtschaftspolitik, die geeignet ist, internationale Verwicklungen zu provozieren, und in letzter Konsequenz zu herben Verlusten für die deutsche Exportindustrie führen kann“, schreibt Sinn. Der Ökonom verweist auf die Erfahrungen aus den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts, als es einen weltweiten Abwertungswettlauf gegeben hatte. Diese Politik habe „zu den Spannungen jener Zeit erheblich beigetragen.“
Das billionenschwere Anleihekaufprogramm der Notenbank müsse „nicht nur beendet, sondern auch rückabgewickelt werden.“ Zudem müsse „die gesamte Konstruktion der Europäischen Zentralbank reformiert werden. Europa braucht wieder eine Geldpolitik, wie sie einst die Deutsche Bundesbank betrieben hat.“