Erdogan: „Sie haben den Dollar, wir haben Allah". Religion als letztes Mittel beim Showdown am Bosporus. Es ist verwunderlich, dass Erdogan die Türken nicht zum Verbrennen des Dollars aufrief. Stattdessen sollen sie Gold und Devisen in Lira tauschen.
Von Wilfried Kahrs
Sanktionopoly: Es ist ein uraltes und komplexes Spiel, welches aktuell eine neue Hochzeit erlebt. Frisch für sich entdeckt hat das der Donald Trump. Bei dem Spiel muss einer die Steilvorlage liefern und die Opponenten müssen es dann medien- und finanzwirksam toppen. Das Spiel geht solange, bis eine der mitspielenden Volkswirtschaften total im A®sch ist.
Es geht um die legendären Einfuhrzölle, die hier stilistisch korrekt als „Strafzölle“ zu bezeichnen sind. Das ist ein ganz tolles Spiel. Es bietet prima Aussichten auf irre Weiterungen und mit noch mehr Glück wird es zu einem internationalen Handelskrieg.
Mit etwas Glück kann man so eine Aktion sogar noch zu einem militärischen Konflikt weiterentwickeln. Kommt ganz darauf an, wie sehr sich die Gegenspieler provozieren lassen. Eine derartige Weiterung ist aber schon die absolute Kür und legt, mit allerhand Zerstörung verbunden, wieder einen veritablen Grundstein für ein neues Wirtschaftswunder.
Sowas kennen die Deutschen bereits in Form des sogenannten „Wiederaufbaus“. Den haben nach neuesten historischen Erkenntnissen übrigens nicht mehr die sogenannten „Trümmerfrauen“ gestemmt, sondern unser fleißigen türkischen Gastarbeiter. Über Jahrzehnte wurde bei der Geschichte schamlos gelogen.
Verspannungen richtig umdeuten
Durch das jetzt von Trump angesetzte Strafzoll-Vorspiel gegen die Türkei, fühlt sich der Erdogan ziemlich angeπsst. Das kann jeder locker verstehen, weil ihm die türkische Lira, aufgrund seiner eigenen Politik, sowieso gerade um die Ohren fliegt. Jetzt kann er im vollen Brustton der Überzeugung den bösen Donald Trump für das Elend der gesamten Türkei verantwortlich machen. Sehr viel besser hätte er es mit keinem andern Märchen für sich passend ummünzen können. Aber zwischen den USA und der Türkei geht sicher noch einiges mehr.
Um die Türk-Kasse ordentlich aufzubessern, soll das hier passieren: Krise in der Türkei: Erdogan fordert Bürger auf, Gold und Dollar gegen Lira zu tauschen – und telefoniert mit Putin … [SpeiGel auf Linie].
Das zeigt, wie feige der Erdogan ist. Er hätte seine Landsleute schließlich zur Dollarverbrennung aufrufen können, tat es aber nicht. Wenn das dort so weitergeht, wird er wohl im kommenden Winter eher mit der Lira in der Türkei heizen können. Das Telefonat mit Putin hat natürlich Symbolcharakter, weil gegen den nicht einmal Chuck Norris etwas auszurichten vermag.
Schnell noch Allah mit ins sinkende Boot holen
Anlass für die Intensivierung des amerikanisch-türkischen Schlagabtausches war ja ohnehin schon ein Pastor, also etwas durchaus religiöses. Seit 2016 haben die Türken den US-Pastor Andrew Brunson eingelocht. Für den möchte man gerne den Fethullah Gülen eintauschen, den man sonst vermutlich nicht aus den USA herauspressen kann.
Dementsprechend siegesgewiss gibt sich der „Irre vom Bosporus“. Um genau den Umstand auch noch medienwirksam zu betonen, muss er jetzt einen weiteren Prominenten ins Boot holen: Erdogan: „Sie haben den Dollar, wir haben Allah“ … [Junge Freiheit]. Also wenn das so ist, Erdogan also diesen Typen mit dem Klumpfuß und den Hörnern noch im Rücken hat, dann kann es vielleicht doch etwas werden.
Das riecht in dieser Besetzung förmlich nach Showdown und Endspiel. Da gibt es kaum mehr eine Steigerung, soweit der Erdogan jetzt den Allah mit an die Front zerrt. Wir wissen, dass der für den finalen Frieden noch allerhand Blut sehen will. Schließlich handelt es sich bei Trump und seinen Amerikanern um sogenannte Ungläubige.
Und diesbezüglich ist der friedliche Koran ziemlich direkt in seiner Beschreibung, was man mit denen zu machen hat. Aber mal ehrlich, wer wäre da auf ein Endspiel zischen Allah und dem Dollar gekommen? Mit Trump und Erdogan scheint inzwischen fast alles möglich zu sein.