Der Kursverfall am Kryptomarkt, insbesondere bei den Altcoins, geht ungebremst weiter. Lediglich der Bitcoin hält sich mit knapp 6.000 USD tapfer über dem bisherigen Tiefs bei 5.830 USD.
Von Sascha Opel
Damit hat der Bitcoin (103 Mrd. USD Marktkapitalisierung) wieder deutlich die 50% der Marktkapitalisierung aller Coins (191,9 Mrd. USD) zurückerobert. Hier scheint die Hoffnung auf eine ETF-Zulassung ebenso zu wirken, wie die Tatsache, dass viele Anleger, die aus den Altcoins flüchten, in den Bitcoin wechseln, um dort ihr Kapital zu parken. Ein Fall auf neue Tiefs, könnte aber auch hier noch einen weiteren Sell-Off auslösen. Tradingpositionen würden wir auf jeden Fall um die Tiefs bei 5.900/5.830 USD absichern.
Einige Leser hatten mit Unverständnis reagiert, als wir uns zuletzt auch von der Hälfte von IOTA bei 0,90 USD trennten.
Heute notiert IOTA bei 0,41 USD. Eine Halbierung in 8 Tagen. Ripple (aktuell 0,26 USD) halbierte sich ebenfalls, benötigte aber immerhin 3 Wochen (das Hoch lag bei 3,77 USD am 4.Januar; Kursrückgang seitdem: -93%). EOS halbierte sich von 8,80 USD auf aktuell 4,40 USD seit dem 18. Juli (Verlust seit dem Hoch bei 20,34 USD am 29. April: -78,6%), Litecoin halbierte sich seit dem 12. Juni (Verlust seit dem Hoch: -86%), Ethereum benötigte für die Halbierung immerhin gute 2 Monate und hat seit dem Hoch bei 1.348 USD am 14. Januar 80% verloren.
Dies sind nur ein paar ausgewählte Beispiele vom „Krypto-Schlachtfeld“. Man kann sich eigentlich jeden Altcoin unter den Top-30 herauspicken und wird feststellen, dass eine weitere Halbierung der Kurse stattgefunden hat (nachdem es zuvor schon erhebliche Kursverluste gab) und das viel zitierte Wort „Crash“ völlig angebracht ist.
Am Aktienmarkt würde man bei Kursverlusten von 20% von einer Baisse und bei Halbierungen in wenigen Tagen oder Wochen, sowie Kursverlusten von 90-95%, den etliche Coins bereits vorzuweisen haben, wohl von völliger Kapitulation reden. So hat zum Beispiel IOTA, wie viele Altcoins, vom Hoch 92% verloren.
Bis auf Amazon, die in den Jahren 2000 bis 2001 über 94% verlor, kennen wir keine Aktie, die so einen Crash in den Jahren danach wieder kompensieren und auf weit höhere Hochs steigen konnte. Ein solcher Anstieg wird nur möglich ein, wenn es einen wirklichen Usecase für IOTA und andere Kryptowährungen geben wird. Wenn diese wirklich eine Massenadaption erreichen. Lediglich eine Vielzahl von Kooperationen und Lob für die Technik werden nicht ausreichen. Davon kann man sich als Anleger nichts kaufen.
Wissen Sie, was uns angesichts dieses aktuellen Krypto-Blutbad wundert?
Die Sorglosigkeit und Teilnahmslosigkeit der Marktteilnehmer und der Presse. Lesen Sie heute irgendwo Headlines vom „Krypto-Crash“? Wir auch nicht. Und das ist das Bedenkliche. Die breite Masse der Anleger und Investoren scheinen dem Kryptomarkt bereits den Rücken gekehrt zu haben. Wo ist das vor wenigen Wochen viel zitierte Geld, welches an der Seitenlinie wartet, um im großen Stil in den Markt einzusteigen? Wenn nicht jetzt, wann dann? Welchen Impuls braucht der Markt, um das Blutbad zu beenden?
Oder braucht es erst die totale Marktbereinigung, wie damals am Neuen Markt?
Wir hatten dieses Szenario mehrfach befürchtet. Betrachtet man die Auflösungserscheinungen einiger Coins und die wachsende Liste der „Dead Coins“ ist dieses Szenario immer wahrscheinlicher. Cash ist King. Mit DMG Blockchain fiel gestern ein weiterer Wert unter unserer Stopp. Die restliche Position von Polymath verkaufen wir auch.
Selten haben wir einen (aussichtsreichen) Wert nach dem Hypeanstieg (nach der Binance-Aufnahme) so kollabieren sehen. Für uns ein Zeichen, dass dieser Markt nicht sauber ist und auch bei einzelnen Coins erhebliche Insidertransaktionen getätigt werden. Eine Säuberung und Marktbereinigung wäre auch diesbezüglich hilfreich.