Positive Konjunkturdaten und mögliche Einigungen im Handelskonflikt haben die Aktienkurse nach oben getrieben. Der DAX steht nun vor wegweisenden Marken.
von Sven Weisenhaus
Der aktuelle Kursanstieg an den Aktienmärkten wird derzeit kaum von negativen Nachrichten gestört, sondern stattdessen von positiven unterstützt. So können sich die DAX-Anleger zum Beispiel über eine überraschend deutliche Stimmungsaufhellung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen freuen.
ifo-Geschäftsklimaindex steigt überraschend stark an
Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im August um 2,1 auf 103,8 Punkte und damit so stark wie seit Dezember 2014 nicht mehr. Zudem war es der erste Anstieg seit November vergangenen Jahres.
Die rund 9.000 befragten Führungskräfte beurteilten sowohl die Geschäftslage wieder besser (+1,0 auf 106,4 Punkte) als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate (+3,0 auf 101,2 Punkte).
Und damit passt der Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex zum Einkaufsmanagerindex von IHS Markit (siehe Börse-Intern vom vergangenen Donnerstag). Beide deuten darauf hin, dass das 3. Quartal 2018 für die deutsche Wirtschaft mindestens genauso gut ausfällt wie das 2. Quartal 2018 (BIP: +0,4 %). Die ifo-Daten deuten konkret auf ein Wirtschaftswachstum von 0,5 % im 3. Quartal hin.
Mögliche Einigungen im Handelskonflikt heben die Stimmung
Nach Angaben des ifo-Instituts sorgte neben der starken Binnenkonjunktur vor allem der Waffenstillstand beim Handelskonflikt mit den USA für die Aufhellung des Sentiments. Und passend dazu wurde gestern gemeldet, dass es auch eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und Mexiko gegeben hat. Ein neues Handelsabkommen soll das bisherige Nafta-Abkommen ablösen, an dem auch Kanada beteiligt ist.
Damit sei auch für Kanada die Tür zu einer neuen Einigung offen, betonten sowohl Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto als auch US-Präsident Donald Trump. Laut einem amerikanischen Regierungsvertreter könnte es bereits bis Freitag eine Einigung auch mit Kanada geben.
Es sieht derzeit also danach aus, als würde der Handelskrieg doch weniger dramatisch ausfallen, als von vielen Analysten angenommen. Und so könnten die Firmen weiterhin gute Gewinne erzielen. Und das ist natürlich der beste Treiber für steigende Aktienkurse.
Der DAX steht wieder vor wegweisenden Marken
Den DAX haben die aktuell steigenden Aktienkurse bis vor eine wegweisende Marke geführt. So konnte der deutsche Leitindex das 38,20%-Fibonacci-Retracement der vorangegangenen Korrekturwelle bei 12.413,33 Punkten und auch die 50%-Marke überwinden. Am Maximalkursziel der Gegenbewegung von 61,80 % prallten die Kurse aber heute zunächst ab (siehe roter Pfeil im Chart).
Verstärkt wird diese Hürde von der Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten (roter Pfeil im folgenden Chart), die aus Sicht der Target-Trend-Methode das aktuelle Kursziel der Bullen war.
Nun stellt sich die Frage, ob sich die Bullen mit dem Erreichen des Kursziels zufrieden geben. Drehen die Kurse wieder nach unten ab, würde damit die Tendenz von tieferen Hochs zunächst anhalten. Und insbesondere wenn der DAX dann unter das jüngste Zwischentief am ehemaligen Allzeithoch von 12.390,75 Punkten fällt (gelbe horizontale Linie), muss man damit rechnen, dass die Unterstützungszone von 12.132,72 bis 12.104,41 Zählern (grün) erneut angelaufen wird. In diesem Fall hätten wir es mit einem abfallenden Dreieck zu tun, das für einen baldigen Ausbruch nach unten steht.
Kann der DAX aber die Rechteckgrenze bei 12.590 und das 61,80%-Fibonacci-Retracement bei 12.594,15 Punkten klar überwinden, gilt der August-Abwärtstrend als beendet. Gelingt dann auch noch der Bruch der rot gestrichelten Abwärtstrendlinie, hätte der DAX Potential bis zum Juli-Hoch bei 12.886,83 Zählern. Hier kommt dem Kurs noch eine Abwärtstrendlinie entgegen. Werden diese Marken überwunden, wäre die Tendenz von tieferen Hochs unterbrochen und das Chartbild würde sich deutlich aufhellen.
Fazit
Die aktuellen Konjunkturdaten unterstützen die bisherige Erwartung, dass die Wirtschaft im 3. Quartal 2018 solide weiterwächst und sogar leicht an Tempo zulegen kann. Auch für das 4. Quartal sind bislang nur wenige dunkle Wolken am Konjunkturhimmel zu sehen. Frühestens im kommenden Jahr könnte sich das Wachstum stärker abschwächen. Insofern stehen die Börsenampeln eigentlich klar auf Grün.
Allerdings muss man beachten, dass die Börse die wirtschaftliche Entwicklung über Monate hinweg antizipiert. Kann der DAX die entscheidenden Wegmarken überspringen, ist erst einmal Entwarnung angesagt. Sollte sich aber ein absteigendes Dreieck etablieren, dann muss man trotz der sehr ordentlichen Konjunkturdaten vorsichtig bleiben.
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