Die US-Notenbank hebt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an. Die Fed Funds Target Rate liegt damit künftig in einer Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent. Es ist der höchste Zins in den westlichen Industrienationen. Börsen reagieren gelassen.
von Sven Weisenhaus
Nur leicht schwächer präsentierte sich gestern der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland. Er gab im September gegenüber dem Vormonat von 103,9 (revidiert von 103,8) auf 103,7 Indexpunkte nach. Während die Geschäftserwartungen um 0,3 auf 101,0 Punkte gesunken sind, blieb der Wert für die Geschäftslage mit 106,4 Punkten sogar fast stabil (August: 106,5).
Beim Blick auf die weiteren Details der ifo-Umfrage zeichnet sich recht klar ab, dass der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China die Stimmung negativ beeinträchtigt. Denn während sich die binnenorientierten Bereiche (Dienstleistungen, Baugewerbe) stabil oder gar verbessert zeigten, erhielt die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe einen Dämpfer. Dieses Phänomen haben wir auch schon bei den Einkaufsmanagerindizes gesehen (siehe Börse-Intern vom vergangenen Freitag).
ifo-Umfrage liefert keine neuen Erkenntnisse
Insofern sagen uns die Daten vom ifo-Institut nichts Neues. Zumal die aktuellen Niveaus ebenfalls auf ein weiterhin solides Wachstum in Deutschland in den kommenden drei bis sechs Monaten hinweisen. Entsprechend blieben die Marktreaktionen gestern auch verschwindend gering.
Allerdings sollte man berücksichtigen, dass der größte Teil der befragten Unternehmen (mind. 80 %) seine Einschätzung schon vor der jüngsten Eskalation im Handelsstreit der USA mit China abgegeben hatte. Man sollte sich daher auf weitere Rückgänge des ifo-Geschäftsklimas einstellen.
Erst Draghi brachte zumindest zeitweise Schwung in den Handel
Etwas mehr Bewegung kam gestern erst in den Markt, als EZB-Präsident Mario Draghi vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments eine Rede hielt. Seine Aussagen zur Inflation sorgten für einen spürbaren Renditeschub und einen Anstieg des Euros. Bei den Aktienkursen gab es dagegen einen kleinen Kursrutsch. Draghi sprach von einem „relativ starken“ Anstieg einzelner Inflationskomponenten. Grund dafür sei ein anziehender Arbeitsmarkt, der auch zu einem stärkeren Lohnwachstum führe. Und diese Aussagen schürten bei einigen Anlegern wohl Erwartungen, die EZB könnte einen strikteren Kurs einschlagen.
Doch der Spuk war an den Aktienmärkten schon nach wenigen Minuten wieder vorbei. Offenbar hatten lediglich einige wenige Investoren oder Computerprogramme auf bestimmte Textpassagen der Rede reagiert und Aktien verkauft. Denn insgesamt bestätigte Draghi lediglich den Kurs der bisherigen Geldpolitik.
DAX zeigt sich seit dem Verfallstag kaum bewegt
Und so setzte zum Beispiel der DAX auch sehr schnell wieder seine sehr enge Seitwärtskonsolidierung bzw. leichte Abwärtstendenz fort (siehe blauer Pfeil im folgenden 5-Minuten-Chart), die am vergangenen Freitag, dem großen Verfallstag, begann und auch heute noch Bestand hat.
Mit Blick auf den folgenden, bereits hinreichend bekannten Target-Trend-Chart könnte man argumentieren, dass aktuell die 50-Tage-Linie (rot, roter Pfeil) auf den Kurs drückt.
Jedenfalls ist diese Konsolidierung nach den vorangegangenen Kursgewinnen durchaus bullish zu werten. Denn der DAX kann sich offenbar auch ohne den Aufwärtsdruck der Stillhalter auf dem erreichten Niveau halten.
Aber das könnte eben auch einfach nur das Abwarten vor dem Ergebnis der Fed-Sitzung sein. Dass die Zinsen in den USA allerdings steigen, war ausgemachte Sache, daher keine große Überraschung.
Torsten Ewert hatte ja gestern dazu bereits geschrieben, dass die Kurse in dieser Woche bis zur Fed-Entscheidung eher stagnieren dürften. Häufig verhält sich der DAX vor solch wichtigen Terminen wie das Kaninchen vor der Schlange. Interessanter ist, wie sich der DAX nach dem Beschluss der US-Notenbank verhält.
Das sind aktuell die wichtigen Kursmarken im DAX
Kann er seine bullishe Konsolidierung regelkonform nach oben auflösen und das aktuelle Bewegungshoch überwinden, dürfte wieder die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten angelaufen werden. Auf dem Weg dahin kommt dem DAX aber noch eine Abwärtstrendlinie (rot gestrichelt) als Widerstand entgegen.
Geben die Notierungen aber stärker nach, dürfte die Mittellinie bei 12.235 Punkten nur eine untergeordnete Rolle spielen. Als Unterstützung relevanter ist die Zone zwischen 12.132,72 und 12.104,41 Punkten, die aber nun mehrfach durchlaufen wurde. Daher kommt es noch mehr auf die etwas tiefer liegende Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten an.
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