Die Welt spricht derzeit von den Schulden der Südschiene. Doch auch die Schuldensituation in Deutschland wird allmählich zur Gefahr. Sollten die Zinsen für deutsche Anleihen dramatisch steigen, wird es auch für Berlin brenzelig. Das aber ist nur eine Frage der Zeit.
von André Hebbel
Die deutsche Bundesregierung hat in 2010 pro Minute knapp 152.587 € an neuen Schulden aufgenommen - insgesamt waren das 80,2 Milliarden € . Die gesamte Staatsschuld in Höhe von 2,02 Billionen € (Quelle, S.110) im Jahr 2010 ist für knapp 29 Prozent der gesamten Schuldenlast in der Europäischen Union verantwortlich.
Heute beläuft sich Deutschlands Schuldenberg von Bund, Ländern und Kommunen (Stand 2011) auf 2,089 Billionen € (Quelle) und wächst täglich um ca. 88 Mio. €.
In den aktuellen Zahlen nicht enthalten sind die eingegangenen (und mit größter Wahrscheinlichkeit voll zu leistenden) Verpflichtungen und garantierten Haftungen für den EFSF (211 Mrd. €), den ESM (190 Mrd. €), sowie die Target2-Salden (offene Forderungen ggü. EU-Staaten) der Deutschen Bundesbank (615 Mrd. €). Siehe auch: Übersicht der Haftungssummen für die Euroländer und der deutsche Anteil des Münchener ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
Beim Blick auf die Grafik (unten) stellt sich die Frage, ob die wirtschaftspolitische Praxis Deutschlands nachhaltig ist und ob der Fingerzeig der Verantwortlichen auf die Ideen Keynes' (der Staat solle in konjunkturellen Schwächephasen die Nachfragelücke in der Volkswirtschaft [zur Not durch Neuverschuldung] schließen und könne dann - so die Theorie - in wirtschaftlich "besseren Zeiten" dieses Defizit durch entsprechende Rücklagen ausgleichen) nicht eher als perfide Rechtfertigung für maßlose Schuldenaufnahmen missbraucht wird. In den letzten 50 Jahren in Deutschland wurden lediglich in 2 Jahren (!) Schulden abgebaut: 1970 und 2001.
Entwicklung der dt. Staatsverschuldung von 1960 (29 Mrd.) bis 2010 (2.020 Mrd.) http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung_Deutschlands |
Die Grafik oben zeigt ebenso anschaulich wie ernüchternd, dass Staaten DIE Garanten für die fortwährende Existenz eines Fiat-Money-Systems sind - auf Biegen und Brechen und eben so lange wie möglich...
"Noch viel Stärker als die sichtbare Verschuldung von Bund, Ländern und Kommunen schlagen die Schulden, die in unserem Sozialstaat versteckt sind, zu Buche." [...] "selbst diese gewaltige Summe [der offiziellen Staatsschulden] unterschätzt das wahre Ausmaß der fiskalischen Schieflage der öffentlichen Haushalte bei Weitem." Denn hinzu komme noch eine verdeckte Staatsschuld im Umfang von 172 Prozent des BIP. Diese ergibt sich aus den Leistungsversprechen des Sozialstaats, die in Zukunft finanziert werden müssen. Das betrifft den Gesundheitssektor und die Beamtenpensionen sowie Pflegeversicherung und die Rente. [...] "Die hohe Verschuldung ist nicht der Krise geschuldet, sondern Ausdruck der Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten über unseren Verhältnissen leben. Vor allem versprechen wir mehr Sozialleistungen, als wir uns in Zukunft werden leisten können."
Die Lügen der Finanzminister