Die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff hat von der Bundesregierung eine transparentere Kommunikation über die aktuelle Bedrohungslage und Kriegsgefahr gefordert. "Zwar werden beispielswese Konzepte für neue Bunker- und Schutzanlagen verbreitet, aber nirgendwo findet eine offene Kommunikation darüber statt, wie akut die Bedrohungslage ist und was Deutschland tun muss, um sich dafür zu wappnen", sagte Deitelhoff der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Das schürt unnötig Ängste in der Bevölkerung, die sich fragt, was die Regierung zurückhält und spielt so Desinformationskampagnen noch in die Hände", mahnte die Konfliktforscherin von der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die aktuelle Bedrohungslage sickere langsam auch bei den Entscheidungsträgern durch, nur werde sie "immer noch nicht verantwortungsvoll öffentlich kommuniziert", kritisierte Deitelhoff. Man erlebe seit geraumer Zeit, in den letzten Monaten aber noch einmal intensiviert, massive Angriffe auf kritische Infrastrukturen. "Zugleich intensivieren sich auch Desinformationskampagnen, die das Ziel verfolgen, Angst und Misstrauen zu säen, um den demokratischen Zusammenhalt zu zersetzen", so Deitelhoff, die geschäftsführendes Vorstandsmitglied des PRIF Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung ist. "Auch wenn momentan keine akute Kriegsgefahr besteht, weil Russland es gegenwärtig konventionell nicht mit der Nato aufnehmen kann und nuklear nichts zu gewinnen hat, könnte sich das in wenigen Jahren bei gleichbleibender Aufrüstung und hybrider Angriffe Russlands ändern", warnte die Konfliktforscherin. "Darum ist es notwendig, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um ein solches Szenario abzuwenden", sagte Deitelhoff.
Dazu würden nachhaltige Investitionen in die eigene militärische und in die zivile Verteidigungsfähigkeit zählen.
Foto: Russisches Kriegsschiff (Archiv), über dts Nachrichtenagentur