Die deutsche Finanzaufsicht BaFin wird in der Causa Wirecard aktiv.
Derzeit durchleuchtet die Behörde den kürzlich veröffentlichten Sonderbericht der Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG zu Wirecard auf Hinweise, ob das Dax-Unternehmen seine Investoren in der Vergangenheit womöglich nicht ausreichend über strittige Buchungen informiert hat. Das berichtet das der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe.
»Wir sehen uns den KPMG-Bericht … vor allem daraufhin an, ob er Aussagen dazu enthält, ob Wirecard möglicherweise veröffentlichungspflichtige Informationen zurückgehalten oder darüber falsch informiert hat«, teilt die Behörde auf Anfrage mit. »Soweit wir Anhaltspunkte dafür finden, erstatten wir auch hierzu Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.«
Bislang ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen Hedgefonds-Manager sowie Journalisten der »Financial Times«. Der Vorwurf: Sie sollen für Kursattacken gegen Wirecard kooperiert haben – die Reporter durch Enthüllungsberichte, die Investoren durch entsprechende Kurswetten. Fondsmanager und »FT« bestreiten die Vorwürfe.
Wirecard hatte im Herbst KPMG damit beauftragt, Vorwürfen nachzugehen, das Unternehmen frisiere seine Bilanzen, täusche Deals vor und erfinde Geschäftspartner. Die Veröffentlichung des Sondergutachtens, so Wirecards Hoffnung, sollte den Konzern, der alle Anschuldigungen bestreitet, rehabilitieren und der Aktie wieder zu Kursgewinnen verhelfen.
Das vergangene Woche publizierte KPMG-Gutachten enthält zwar keine Beweise für Bilanztäuschung, attestiert Wirecard aber organisatorische Mängel. Zudem weisen die Prüfer neben anderen Verfehlungen darauf hin, dass Wirecard für die Prüfung wichtige Dokumente gar nicht oder verspätet vorgelegt und eine vollständige Klärung aller Vorwürfe erschwert habe. Seither hat die Wirecard-Aktie mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren.