Die Nachfrage nach Depots ist seit Ausbruch der Coronakrise bei den größten deutschen Direktbanken stark gestiegen. Das teilten die drei Direktbanken ING DiBa, Deutsche Kreditbank (DKB) und Comdirect den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben) mit. Bei der Comdirect und ihrer Tochterbank Onvista hat sich die Nachfrage seit Krisenbeginn verdoppelt.
"Im Januar und Februar hatten wir pro Monat rund 25.000 Depot-Neukunden, im März und April waren es jeweils rund 50.000 neue Depots", sagte Arne Thurich, Comdirect-Senior Manager für Marktforschung, den Funke-Zeitungen. Ein Drittel der Neukunden sei unter 30 Jahre alt, drei Viertel aller Neukunden seien Männer. Aber auch jüngere Frauen würden seit Krisenbeginn verstärkt Depots eröffnen.
"Vor der Krise waren 28 Prozent der Neukundinnen unter 30 Jahre, jetzt sind es ein Drittel", sagte Thurich. Unter den Neukunden seien 57 Prozent Börseneinsteiger, die erstmals ein Online-Depot eröffnet haben. "Im April waren sogar 73 Prozent unserer Neukunden Börseneinsteiger", sagte Thurich. Eine Umfrage unter den Comdirect-Neukunden habe ergeben, dass für 56 Prozent der Hauptgrund der Depoteröffnung darin lag, dass es auf Geldanlagen kaum noch Zinsen gibt.
77 Prozent der Comdirect-Neukunden investierten in Aktien, 35 Prozent in Indexfonds (ETFs) und nur sechs Prozent in Fonds. Die beliebtesten Aktien der Comdirect-Neukunden, die im März und April ein Depot eröffneten, waren die Wertpapiere von Lufthansa, Wirecard und Shell. Die größte deutsche Direktbank, die ING Diba, verzeichnete bereits im ersten Quartal so viele Depoteröffnungen wie im gesamten Jahr 2019, als rund 130.000 Depots eröffnet wurden.
"Allein im März hatten wir 70.000 neue Depoteröffnungen. Das waren fast siebenmal so viele wie im Vorjahreszeitraum", sagte Ronny Förster, Leiter für Produktstrategie Sparen und Anlegen bei der ING DiBa, den Funke-Zeitungen. "Es gab Tage, da hat alle 30 Sekunden ein Kunde ein Depot bei uns eröffnet", so Förster. Vor allem bei Kunden unter 40 Jahren habe die ING DiBa eine stark erhöhte Nachfrage.
"Durch die Krise sind ca. zehn Prozent mehr jüngere Kunden dazugekommen", sagte Förster. Auch die DKB verzeichnete viele neue Depot-Kunden. "Wir haben in der Krise eine stark erhöhte Nachfrage nach Depots erlebt. In der Spitze hat sich die Anzahl neuer Depot-Kunden gegenüber dem Niveau Ende 2019 verfünffacht", sagte Martin Schulz-Brückner, DKB-Fachbereichsleiter für Anlage und Finanzierung, den Funke-Zeitungen.
Neben Neukunden hätten auch zahlreiche Bestandskunden nun Depots eröffnet. "Die höchste Nachfrage nach Depots hatten wir im März, also gerade in dem Monat, wo die Kurse massiv eingebrochen waren und ihren Tiefststand in der Krise verzeichneten", sagte Schulz-Brückner. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) wagt allerdings noch keine Prognose, ob sich nun die Aktionärsquote in Deutschland erhöhen wird.
"Ob sich Corona in 2020 positiv auf die Aktionärszahlen auswirken wird, wissen wir erst Ende des Jahres", sagte Christine Bortenlänger, Geschäftsführerin des Deutschen Aktieninstituts, den Funke-Zeitungen. Wichtig sei, dass die Anleger die Nerven behalten würden, wenn es an der Börse kurzfristig bergab gehe. "Aktienanlage ist wie ein Marathonlauf", sagte Bortenlänger.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Aktionäre in Deutschland überraschend von 10,31 Millionen auf 9,65 Millionen gesunken, die Aktionärsquote ging von 16,2 Prozent auf 14,6 Prozent zurück.
Foto: Banken-Hochhäuser, über dts Nachrichtenagentur