Hinweise auf "gigantischen Betrug"? Der DAX-Konzern Wirecard hat die Veröffentlichung seiner mit Spannung erwarteten Jahresbilanz erneut verschoben. Der Abschlussprüfer Ernst & Young habe Wirecard darüber informiert, dass es über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise gebe, teilte das Unternehmen am Donnerstagvormittag mit. Dies entspreche in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme.
Es bestünden Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, "unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte", so der Konzern weiter.
Man sei möglicherweise Opfer von "gigantischem Betrug" geworden und werde Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, erklärte das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Der Vorstand arbeite "mit Hochdruck" daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären. Die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 könne aber nicht wie geplant bis zum 18. Juni abgeschlossen sein. Ein neuer Termin soll später bekannt gegeben werden. Die Wirecard-Aktien stürzten nach Bekanntgabe der Entscheidung ins Bodenlose ab. Zeitweise verlor sie rund 60 Prozent.