Bei den Aufsichtsbehörden wachsen die Zweifel an der Zuverlässigkeit von Deutsche-Börse-Chef Kengeter
Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter gerät immer mehr unter Druck. In den Fachabteilungen der hessischen Börsenaufsicht und der Finanzaufsicht BaFin wachsen die Zweifel an Kengeters Zuverlässigkeit, sagten mehrere mit dem Fall vertraute Personen dem Handelsblatt. Wie das Urteil der Behörden am Ende ausfalle, stehe allerdings noch nicht fest. Deutschlands größter Börsenbetreiber wollte sich dazu nicht äußern.
Die Aufsichtsbehörden untersuchen, ob Kengeter angesichts eines Ermittlungsverfahrens gegen ihn Börsen-Chef bleiben kann. Der ehemalige Investmentbanker hatte sich im Dezember 2015 im Rahmen eines Vergütungsprogramms mit Aktien der Deutschen Börse eingedeckt. Rund zwei Monate später wurde bekannt, dass der Konzern über die inzwischen geplatzte Fusion mit der London Stock Exchange verhandelt. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Kengeter de n Zusammenschluss schon 2015 vorangetrieben hat, und wirft ihm deshalb Insider-Handel vor. Kengeter hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens sprechen sich einige Großaktionäre der Börse dafür aus, Kengeters Ende März auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. So äußerte einer der größten Investoren des Unternehmens ernste Zweifel, ob die Deutsche Börse auch künftig von Kengeter geführt werden soll. „Dafür ist zu viel Vertrauen zerstört worden“, sagte der Investor. Ein anderer Großaktionär hat bereits im Gespräch mit Aufsichtsratschef Joachim Faber eine Veränderung an der Vorstandsspitze angeregt. „Es gab einige Verfehlungen, der Reputationsschaden ist groß.“
„Die Deutsche Börse muss darüber nachdenken, ob ein personeller Neustart nicht auch für den Kapitalmarkt der glaubwürdigste Weg wäre“, fordert auch Aktionärsschützer Klaus Nieding. Sollte Kengeter abtreten, könnte Konzernkreisen zufolge zunächst Finanzchef Gregor Pottmeyer das Ruder übernehmen.