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Ökonom gegen Sarrazin

Top-Ökonom warnt vor Folgen der Sarrazin-Debatte. Man könne aber auch die Klage erheben, dass sich in Sarrazins Buch „Geschäftssinn und Verantwortungslosigkeit des Autors, des Verlags und einiger Medien paaren“.


Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hat vor den Folgen der Debatte um das Anti-Euro-Buch von Thilo Sarrazin für die Bewältigung der gegenwärtigen Schuldenkrise in der Euro-Zone gewarnt. „Das Buch „Europa braucht den Euro nicht“ von Thilo Sarrazin ist ein schlechtes und verantwortungsloses Buch“, schreibt Horn in einem Gastbeitrag für Handelsblatt Online. „Es fängt mit dem Titel an, zieht sich methodisch durch das ganze Buch und endet in unappetitlichen politischen Mutmaßungen, die inhaltlich nahtlos an das Vorgängerbuch anschließen und beweisen, dass es zumindest einen nationalistischen Sozialdemokraten gibt.“

Man könne aber auch die Klage erheben, dass sich in Sarrazins Buch „Geschäftssinn und Verantwortungslosigkeit des Autors, des Verlags und einiger Medien paaren“, so Horn weiter. „Sie tragen dam! it in der gegenwärtigen krisenhaften Situation zu möglicherweise verheerenden ökonomischen und politischen Entscheidungen bei.“

Konkret wirft Horn Sarrazin vor, dass er mit dem Buchtitel den Eindruck erwecke, dass man das Rad der Euro-Geschichte zurückdrehen könne. Doch selbst wenn die Entscheidung falsch gewesen wäre, den Euro einzuführen, so könne die Entscheidung, ihn wieder abzuschaffen, genauso falsch sein. „Ein Ausstieg ist - im Gegensatz zur Nicht–Einführung - schließlich nicht kostenlos“, betont Horn. „Die Erwartungen der Marktteilnehmer werden massiv gestört. Turbulenzen an den Finanzmärkten sind dann unvermeidlich.“ Auf- und Abwertungen der neuen alten Währungen würden zudem die Realwirtschaft über gestörte Handelsbeziehungen „massiv“ beeinträchtigen. „Rezession und hohe Arbeitslosigkeit wären die unvermeidliche Folge.“

Überdies sei die Annahme Sarrazins falsch, dass das gesamte wirtschaftli! che Geschehen im Euroraum durch die Einführung des Euro erklärt werden könne. „Wenn also die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte relativ schwach war, dann ist seiner Meinung nach der Euro Schuld. Damit vernachlässigt er u.a. fahrlässig die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen, die die Lohnentwicklung gerade im Niedriglohnbereich sehr gedrückt haben.“ Sarrazin übersehe dabei auch die verheerenden Folgen der Finanzkrise, die zu einem erheblichen Wachstums - und Einkommenseinbruch in fast allen Ländern des Euroraums geführt habe. Dabei seien Ursachen der Finanzkrise vor allem in der schlechten Regulierung der Finanzmärkte und der Ungleichheit der Einkommen zu suchen, aber nicht in der Einführung des Euro. Das zeige, dass die Untersuchung Sarrazins „pseudowissenschaftlich“ sei. „Sie erhebt den Anspruch, wissenschaftlich zu sein, ist es aber nicht. Sie ist schlicht falsch“, so Horn.
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