Soros nimmt Deutschland in die Zange. US-Milliardär erhöht Druck – Ein derzeitiges Scheitern des Euro würde ihn Unsummen kosten. - Es ist nur eine scheinbare „Alles oder nichts“-Wahl, vor die George Soros die Deutschen stellt, denn die eine Option können sich die Eliten dieses Landes nicht leisten. Die andere kostet aber Sparer und Steuerzahler Milliarden.
von Hans Heckel
Er war nach Berlin gekommen, um den Deutschen die Pistole auf die Brust zu setzen. Milliarden-Spekulant George Soros, US-Bürger mit ungarischen Wurzeln und einem geschätzten Vermögen von knapp 20 Milliarden Euro, hatte zu einem Ökonomen-Kongress in die deutsche Hauptstadt geladen. Dort überzog er das Gastgeberland mit zwei scheinbar widersprüchlichen, aber gleichermaßen brachialen Forderungen.
Deutschland, so Soros unverblümt, müsse mit seinem Geld (sprich: dem seiner Sparer und Steuerzahler) für die gesamte Euro-Zone einstehen. Nur eine massive Verschiebung von Geld von den starken zu den schwachen Volkswirtschaften könne ein Auseinanderbrechen der
Gemeinschaftswährung noch verhindern, behauptet der 81-Jährige. Nur einen Tag später platzte er mit einem vordergründig ganz und gar entgegengesetzten Vorschlag heraus: Deutschland müsse den Euro verlassen. Dann würde sich „das Problem in Luft auflösen“, denn dann könnten die schwächeren Länder ihren Rest-Euro massiv abwerten, womit der Realwert ihrer Schulden abrupt abgesenkt und ihre Wettbewerbsfähigkeit gleichzeitig gesteigert würde.
Was Soros wirklich will, ist mit Blick auf die politischen Interessenlagen schnell erkennbar. Soros weiß, dass die politische Elite der Bundesrepublik den Austritt aus dem Euro als historische Bankrott-erklärung auffassen würde. Nicht nur die Politiker aller großen demokratischen Parteien, auch einflussreiche Medienmacher, Ökonomen und Banker räumten mit einem Austritt der Bundesrepublik ein, jahrzehntelang in die falsche Richtung agiert zu haben. Ein unvorstellbares Desaster für die Betroffenen, welches das Machtgefüge im Land auf eine für die Mächtigen überaus bedrohliche Weise ins Wanken bringen könnte. Soros weiß das nur zu gut.
Er will die Verantwortlichen in Berlin in eine unentrinnbare „Alles oder nichts“-Bredouille drängen, weil er sich sicher ist, dass „nichts“, also der Abschied Deutschlands vom Euro, für sie nicht in Frage kommt. Also ist die vorgetragene Alternative nichts weiter als der nächste Vorstoß, die Deutschen noch tiefer in die Ecke zu nötigen, bis sie schließlich „alles“ zu tun bereit sind und ihr Vermögen ganz und gar für die Rettung einer maroden Finanzindustrie zur Verfügung stellen.
Soros gibt sich gern als Menschenfreund, dem allein am Wohle aller gelegen ist. Nicht zu vergessen ist indes, dass er 1992 das britische Pfund per Währungsspekulation so unter Druck gesetzt hat, dass Großbritannien das „Europäische Währungssystem“ (EWS) verlassen musste. Das EWS legte Bandbreiten fest, innerhalb derer die Mitgliedswährungen im Wechselkurs zueinander schwanken durften. Trotz massiver Gegenmaßnahmen der Bundesbank und der Bank von England zugunsten des Pfundes schafften es Soros und seine Verbündeten, die britische Währung unter die Bandbreite zu zwingen und so aus dem EWS zu drängen. Die Folgen für die britische Wirtschaft waren verheerend.
Heute hält Soros Staatsanleihen von Euro-Staaten im geschätzten Gesamtwert von zwei Milliarden Euro, also einem guten Zehntel seines Gesamtvermögens. Möglicherweise hat er zudem in Titeln europäischer Banken investiert, was ihm zusätzlichen Anreiz geben könnte, die Deutschen zu grenzenloser Großzügigkeit zu bewegen, denn „Euro-“ oder „Griechen“-Rettung ist bei Lichte betrachtet vor allem Rettung von Banken und Sicherstellung, dass klamme Staaten ihre Staatsanleihen bedienen und zurückzahlen können.
Nun warnen Skeptiker seit längerem, dass die derzeitige Geldpolitik, die schrankenlose Verschiebung und Vermehrung von Geldmengen gigantischen Ausmaßes immer mehr die Form eines Schneeballsystems annimmt. Ein System also, das am Ende scheitern muss. Welches Interesse kann ein George Soros daran haben, dass dieses System weiterbetrieben wird?
In jedem Schneeballsystem gibt es Gewinner und Verlierer: Wer rechtzeitig aussteigen und seine in dem System mit eingebauter Endkatastrophe gemachten Gewinne mitnehmen kann, ist der Gewinner. Verlierer sind die, die in dem System gefangen sind, die bis zum bitteren Ende dableiben und mit dem System untergehen müssen.
Milliarden-Spekulanten wie Soros verdienen an dem Schneeballsystem: Die Zentralbanken überschütten den Markt mit frischem, ungedeckten, aber künstlich billig (also zinsgünstig) gehaltenen Geld, welches Leute wie Soros gewinnbringend investieren können.
Die Zinsen werden dabei unter der Inflationsrate gehalten, so dass kleine Sparer und Versicherte schleichend enteignet werden. Und die als Steuerzahler ihres Landes die „Rettung“ der Finanzindustrie mittels „Garantien“ und „Krediten“ finanzieren müssen. Harald Hau, Finanzwissenschaftler an der Universität Genf, fasst das im „Spiegel“ so zusammen: „Aus Sicht der privaten (Groß-) Gläubiger (der Staaten und Banken) ist es die beste Strategie, eine Staatspleite hinauszuzögern und das Risiko auf andere, etwa auf die Steuerzahler der Gläubigerländer, abzuladen. Genau das geschieht gerade in der Euro-Zone.“ Und soll, wenn es nach Soros geht, noch viel umfänglicher geschehen: „Alles oder nichts“ eben. So kommt das, was den „Kleinen“ genommen wird, unmittelbar den „Großen“ am Finanzmarkt zugute.
Je länger dieses Spiel läuft, desto saftiger fallen die Gewinne der „Großen“ aus, zu denen zweifelsfrei auch George Soros zählt. Während sie auf der einen Seite das Geld der Welt einsammeln, legen sie es auf der anderen in verhältnismäßig wertbeständige Sachwerte an: Gold, Gebäude, Land, Firmenanteile, Kunstwerke. Die „Kleinen“ bleiben mit der zerrütteten Währung und unbezahlbaren Schulden zurück, die schließlich nur noch per Inflation gelöscht werden können, mit welcher ihre Ersparnisse und ihre private Altersversorgung dahinschmelzen.
Zudem stehen ihnen kräftige Steuererhöhungen ins Haus, mit denen sich ihre finanziell erschöpften Staaten retten werden. So geraten Sparer und Steuerzahler von zwei Seiten ins Gedränge, während andere den Profit ihres Lebens machen.