Web-Unternehmen beschweren sich reihenweise beim Bundeskartellamt über Google. Der US-Konzern soll eigene Angebote in der Suchmaschine bevorzugen. Strafanzeigen wegen Googles Werbeplattform AdWords.
Der US-Suchmaschinenbetreiber Google gerät in die Schusslinie deutscher Web-Unternehmen. Wie die WirtschaftsWoche aus dem Umfeld des Bundeskartellamts erfuhr, liegt der Behörde eine zweistellige Zahl „ernst zu nehmender“ Beschwerden vor, die im Zusammenhang mit der Google-Suche stehen. Zudem haben mindestens zwei Web-Dienste Strafanzeige gegen Google wegen Betrugsverdachts gestellt.
Die Kritiker werfen dem Riesen vor, konzerneigene Angebote wie Google Maps oder die Preisvergleichsseite Google Shopping bei Suchanfragen fast immer an oberster Stelle der Trefferliste zu platzieren. Zudem vermuten Beschwerdeführer, die Amerikaner setzten jene Anbieter in den Suchergebnissen weit nach oben, die Kunden von Googles Werbeplattform AdSense sind. Erst an weniger attraktiver Stelle tauchten nicht mit Google verbundene Angebote auf, so die Kritiker gegenüber der WirtschaftsWoche.
Das Berliner Web-Unternehmen Euro-Cities, das den einstigen Bertelsmann-Ableger Stadtplandienst.de betreibt, hat inzwischen zwei Beschwerden beim Kartellamt eingereicht, weil Google die eigene Marktmacht ausnutze. „42 Prozent aller Klicks entfallen auf den ersten Treffer bei den Google-Suchergebnissen“, heißt es in einer der Beschwerden; nur acht Prozent auf den zweiten. Der hannoverische Kartografiedienst Hot-maps berichtet, die monatlichen Besucherzahlen seines Angebotes seien von 750.000 auf 250.000 abgestürzt, seit Google die eigenen Online-Angebote an der Spitze der Suchergebnisse einsortieren lasse. In den nächsten Tagen will auch Hot-maps Kartellbeschwerde einreichen.
Julia Holtz, Googles Leiterin für Wettbewerbsrecht, sagte der WirtschaftsWoche, dass der Konzern nur versuche, die beste Qualität zu liefern: „Wir machen eine Suchmaschine für Nutzer, nicht für Web-Sites.“ Eine Bevorzugung von AdSense-Kunden bestreitet sie.
Zum anderen haben Euro-Cities und der Düsseldorfer Betreiber der Web-Seiten Zumabheben.de und Last-minute.de im Zusammenhang mit der Suche Strafanzeige gegen den US-Konzern gestellt. Eine Zivilklage von Euro-Cities und Hot-maps soll in diesen Tagen folgen. Die Unternehmen hatten wegen schlechter Suchplatzierung Werbung bei Google geschaltet, um an prominenterer Stelle zu erscheinen. Google habe daraufhin schrittweise die Werbepreise dieser sogenannten AdWords-Anzeigen um das bis zu 26-Fache erhöht, ohne dass dies nachvollziehbar gewesen sei. In der Strafanzeige unterstellen die Unternehmen nun etwa gewerbsmäßigen Betrug, versuchten gewerbsmäßigen Betrug und Computerbetrug. Google spricht vom „Ergebnis eines automatisierten Ablaufs“.