Israelischer Innenminister Jischai: Günter Grass ist antisemitischer Mensch. Jischai fordert, dass man Grass nun eigentlich den Literaturnobelpreis aberkennen müsse. SPD findet das krass.
Im Streit um das umstrittene Gedicht des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass hat der israelische Innenminister Eli Jischai den Schriftsteller als antisemitischen Menschen bezeichnet. Jischai erklärte am Sonntag im israelischen Rundfunk, dass er es als Ehre ansehe, Grass die Einreise nach Israel zu verbieten. Der Schriftsteller sei zudem ein "antisemitischer Mensch" und "ein Mann, der eine SS-Uniform getragen" habe. Jischai erklärte überdies, dass man Grass nun eigentlich den Literaturnobelpreis aberkennen müsse.
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, hat das von Israel gegen den Literaturnobelpreisträger Günter Grass verhängte Einreiseverbot scharf kritisiert und als unangemessen bezeichnet. "Die Reaktion der israelischen Regierung ist unangemessen und wird dem Thema nicht gerecht", sagte Mützenich "Handelsblatt-Online".
Nötig sei vielmehr eine sachliche Auseinandersetzung mit den Thesen von Grass. "Ein demokratisches und pluralistisches Land wie Israel kann auch kontroverse Meinungen ertragen, zumal die Ansichten von Günter Grass nicht antisemitisch sind", betonte der SPD-Politiker. "Wenn jetzt dieser Schritt mit der SS-Vergangenheit von Günter Grass begründet wird, hätte die israelische Regierung das Einreiseverbot mit Bekanntwerden seines Verhaltens als 17-Jähriger erlassen müssen", sagte Mützenich weiter. "Jetzt erscheint es als eher Zeichen der Hilflosigkeit." Umso deutlicher werde, dass es klüger sei, zwischen Israel und seiner Regierung zu unterscheiden.
Ein Sprecher des israelischen Innenministeriums hatte zuvor erklärt, Grass sei zur unerwünschten Person erklärt worden. De facto kommt das einem Einreiseverbot für den Schriftsteller gleich. Grass hatte in einem Gedicht unter anderem vor der "Auslöschung des iranischen Volkes" durch die "Atommacht Israel" gewarnt.