Comdirect-Chef Reitmeyer: Zypern-Rettung hat Vertrauen zerstört. „Die Andeutungen, dass die Beteiligung der Bankkunden in Zypern als Vorbild für andere kriselnde Euro-Länder dienen könne, haben die Unruhe unter den Sparern unnötig erhöht“.
Der Chef der Commerzbank-Tochter Comdirect, Thorsten Reitmeyer, hat das Vorgehen der Politik bei der Rettung Zyperns kritisiert. „Mit der Entscheidung, auch die Sparer in die Zypern-Rettung einzubeziehen, ist sicherlich Vertrauen zerstört worden“, sagte Reitmeyer im Interview mit dem Handelsblatt (Donnerstagausgabe). Im Gegenzug für ein milliardenschweres Rettungspaket hatte das Parlament in Nikosia am Montag für eine Beteiligung der Sparer bestimmt. Einlagen über 100.000 Euro sollen mit einer Zwangsabgabe versehen werden, um das Eigenkapital der Bank of Cyprus zu stärken und die geplante Abwicklung der Laiki-Bank zu unterstützen.
Reitmeyer kritisierte besonders die daraufhin aufgekommenen Vorschläge, die Maßnahmen auf andere Euro-Länder anzuwenden. „Die Andeutungen, dass die Beteiligung der Bankkunden in Zypern als Vorbild für andere kriselnde Euro-Länder dienen könne, haben die Unruhe unter den Sparern unnötig erhöht“, sagte Reitmeyer.
Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem hatte sich am Montag zunächst dafür ausgesprochen, dass künftig nicht mehr allein die Steuerzahler für die maroden Banken in der Euro-Zone aufkommen sollen, sondern zuerst die Eigentümer und Gläubiger. Nachdem die Aktienmärkte und der Euro abrutschten, ruderte Dijsselbloom zurück. Doch Finnlands Premier Jyrki Katainen erneuerte am Dienstag Dijsselbloems widerrufene Aussage.
Gleichwohl betonte Reitmeyer, dass es bei Comdirect zwar vereinzelte Anrufe von Kunden gegeben habe, die befürchteten, dass ihre Sparguthaben in Deutschland ebenfalls mit einer Zwangsabgabe belastet werden könnten. „Diese Kunden konnten wir aber mit dem Versprechen der Bundeskanzlerin beruhigen, dass die Einlagen in Deutschland sicher sind.“