Der Kahlschlag bei der Commerzbank geht weiter. Nun soll es nicht nur die Mitarbeiter treffen sondern auch den Vorstand. - Seitdem Blessing im Mai 2008 den Posten des Vorstandssprechers übernommen hat, hat die Commerzbank-Aktie mehr als 95 Prozent an Wert verloren. Droht ihm deshalb der Rauswurf?
Wie lange kann ein Vorstand im Amt bleiben, der das Vermögen seiner Aktionäre um 95% vernichtete? Diese Frage wird in Frankfurt immer lauter gestellt. Beobachter sind sich einig: Bei der Commerzbank droht nicht nur ein Kahlschlag bei den Angestellten, sondern auch beim Vorstand.
Wer fliegt, steht aber noch nicht fest. Nach Informationen der F.A.Z. gibt es Überlegungen, den Konzernvorstand von neun auf sieben Mitglieder zu verkleinern. Auch die Zahl der gut 50 Bereichsvorstände soll schrumpfen. Die Commerzbank wollte dazu keinen Kommentar abgeben.
5.200 Arbeitsplätze sollen im Zuge des Sparkurses der Commerzbank gestrichen werden. Dies hatte der Vorstand bereits vor Monaten beschlossen. Ob es dem Kurs hilft, bleibt abzuwarten, denn auch eine Reduzierung von Vorstand und Arbeitsplätzen können leider nicht ausgleichen, dass die Commerzban über ihre Tochter Eurohyp noch viele Leichen im Keller hat. Zuletzt wurden Gerüchte kolportiert, dass die Bank allein 400 Millionen bei der Pleite-Stadt Detroit abschreiben muss.
"Vielleicht kann Herr Blessing ja mal mit sich selber anfangen", so Dr. Helmut Becker, Institutsleiter IWK München beim DAF. Allerdings glaubt Becker nicht, dass Martin Blessing sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Commerzbank vorzeitig beendet.
Seitdem Blessing im Mai 2008 den Posten des Vorstandssprechers der Commerzbank übernommen hat, hat die Commerzbank-Aktie mehr als 95 Prozent an Wert verloren. Jeder andere DAX-Vorstand wäre bei solch einer katastrophalen Performance schon längst entlassen worden. "Das, was die Commerzbank umtreibt und in die Verlustjahre getrieben hat, sind ja grauenhafte Fehleinschätzungen im Risikogeschäft", so Becker. "Ob das nun der Hypothekenbank-Sektor ist, der Immobiliensektor, der Schifffahrtssektor oder jetzt amerikanische Großstädte, die alle verschuldet sind und wo anders als in Deutschland kein Staat, kein Bund und keine Länder dahinterstehen, um die Kommunen aufzufangen. Da muss man sich fragen: Wo findet da überhaupt Managementrisiko statt?"