Extrem negative Gold-Kursziele für 2022 der Großbanken. Ein Kontra-Indikator? Auch der Bitcoin kam in den letzten Tagen unter die Räder. Wie geht es tatsächlich weiter im nächsten Jahr?
von Sascha Opel
In den letzten Tagen haben immer mehr Banken ihre Gold-Kursziele für 2022 veröffentlicht. Wir hatten bereits vor ein paar Wochen auf den extrem bärischen Outlook der UBS hingewiesen, die auch eine Fall auf 1.500 USD nicht ausschließt. Nun kommen immer mehr Banken mit ihren Prognosen zum Gold. Für die ABM AMRO könnte Gold in 2022 auf 1.500 US-Dollar pro Unze fallen und bis Ende 2023 sogar auf 1.300 US-Dollar. Die Deutsche Bank sieht trotz hoher Inflation kein gutes 2022 für Gold und sieht Ende 2022 einen Preis von 1.750 USD. Die Credit Suisse sieht die Gefahr eines charttechnischen Durchbruch nach unten und dann 1.561 USD/Unze.
Nun, wenn so prominente Banken sich einig sind, sollte man hinterfragen, warum sie dies so öffentlich tun und ihren Kunden sagen? Gibt es vielleicht Gründe dafür?Der Verdacht liegt nahe, dass man den Kunden „das Gold aus der Tasche ziehen will“. Warum? Wir hatten bereits Anfang November darüber berichtet (RSR 123/2021) vom 11.11.2021:
Nach den neuen Basel-lII-Regeln wird Gold ab 01.01.2022 in physischer Form als risikolose Tier-1-Anlage eingestuft. Im Gegensatz dazu wird nicht zugeteiltes „Papier“-Gold wie Gold-Futures, Swaps, Leasingverträge und andere Edelmetallderivate, die keine physische Hinterlegung haben, aber aufgrund ihrer Hebelwirkung im Hinblick auf das tatsächliche Handelsvolumen weitaus größer sind als der physische Markt, als Tier-3-Anlagen betrachtet. Gemäß des Basels Required Stable Funding müssen Banken dann den Gegenwert von 85% der nicht allokierten Goldpositionen als Reserven in Form von physischem Gold oder anderen liquiden Mitteln halten. Kurzum: Während physisches Gold künftig einen risikofreien Status ohne Mindestreservepflicht hat, ist Papiergold für die Banken teurer in der Vorhaltung und es kann dadurch auch zu einem Liquiditätsabfluss am Terminmarkt kommen. Was wir eventuell schon seit Monaten sehen, ist die Liquidierung von Terminmarktpositionen im Hinblick auf das nun eintretende Basel III-Abkommen. Im Gegenzug könnten nicht nur Banken, sondern auch Zentralbanken ab Januar als Käufer im physischen Markt auftreten, da Gold ja dann als Tier-1-Asset gilt. Dass man das Gold günstig über einen längeren „Streckfoltermarkt“ von den Privatanlegern „rausleiern“ will, ist aus deren Sicht verständlich. Man könnte es auch so ausdrücken: Gold muss jetzt erst einmal möglichst unattraktiv dargestellt werden, damit man sich selbst eindecken kann.
Uns würde es zumindest nicht wundern, wenn Gold nach einem schwachen Jahr 2021 - und entgegen der Prognosen der Banken - in 2022 eine positive Überraschung hinlegen würde.
Die großen Kryptos, wie BTC und ETH konnten über Weihnachten wieder über auf knapp 52.000 (Bitcoin) und 4.150 USD (Ethereum) vorpreschen. Heute gibt es erneut Gewinnmitnahmen und beide Schwergewichte sind wieder unter die runden Marken (50.000 USD / 4.000 USD) gefallen. Noch scheint hier der Markt nicht bereinigt. Und man sollte nicht vergessen, dass insbesondere der Bitcoin (BTC) den Zentralbanken – ähnlich wie Gold - ebenfalls ein Dorn im Auge sein dürfte. Uns würde es nicht wundern, wenn auch beim BTC eines Tages die Manipulationen (der Zentralbanken) zunehmen.