Die Fed startet den etwas seltsamen Versuch, die Inflation anzukurbeln, indem man die Zinsen erhöht bzw. diese Erhöhung mehrfach ankündigt.
Die gestrige FED-Sitzung zog genau die von uns erwartete Marktreaktion nach sich. Nachdem die US-Notenbank ankündigte, im Oktober mit dem Abbau ihrer seit der Finanzkrise aufgeblähten Bilanz beginnen zu wollen, stiegen die US-Renditen und der USD-Index, während Gold auf 1.300 USD gedrückt wurde. Für 2017 wird noch eine Zinserhöhung von den Fed-Mitgliedern erwartet, fürs Jahr 2018 bis zu drei Stück.
Bemerkenswert jedoch auch, wie sich Yellen zur Inflation äußerte. "We don't fully understand inflation", meinte sie.
Damit ist vornehmlich die zu niedrige Konsumentenpreis- und die zu hohe Asset-Price-Inflation gemeint. Die FED sieht, dass ihre Geldpolitik zwar Aktien-, Immobilien und Anleihekurse stützt, aber das Ziel von 2% "normaler Inflation" nicht erreicht wird.
Nun scheint man den etwas seltsamen Versuch zu starten, diese Inflation anzukurbeln, indem man die Zinsen erhöht bzw. diese Erhöhung mehrfach ankündigt.
Die Mitglieder des Offenmarktausschusses erwarten laut Yellen, dass "graduelle Zinserhöhungen für die kommenden Jahre weiter angemessen" seien, um das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Der Leitzins werde aber wohl noch "für längere Zeit niedriger als im langfristigen Mittel" bleiben.
Der neutrale Zins, bei dem die Geldpolitik weder stimulierend noch bremsend wirke, sei aktuell niedriger als im langfristigen Durchschnitt, steige aber langsam. Die Inflation dürfte sich "in den kommenden Jahren" wieder dem Ziel von zwei Prozent annähern, so Yellen. Die Faktoren, die die Inflation niedrig halten, seien "vorübergehend" und nicht Ausdruck der allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen, so Yellen. Mit der weiteren Erholung des Arbeitsmarktes sollte auch die Inflation anziehen.
Wir meinen: "Übersetzt" lautete die gestrige Botschaft, dass die FED den Markt nicht versteht! Man will eine höhere Inflation, die jedoch (dank der eigenen Niedrigzinspolitik) nur bei diversen Anlageklassen stattfindet. Nun wagt man das Experiment, aus dieser Politik langsam auszusteigen, um zu schauen, ob dann die Inflation anzieht. Betrachtet man die Aussagen von Yellen weiter, wird klar, dass sie sich der Widersprüchlichkeit dieser "Logik" vollkommen bewusst ist. Denn sie gab an, notfalls die angekündigten Maßnahmen zu stoppen oder gar die Zinsen wieder zu senken, wenn dies notwendig wäre.
Wir sind gespannt, wie die Märkte in den kommenden Tagen reagieren. Vor allem die Anleiherenditen muss man im Blick haben. Drehen diese nach dem gestrigen Sprung (wie nach anderen FED-Sitzungen) wieder nach unten, könnte auch beim Gold die Zone um 1.300 USD als Unterstützung halten. Wenn nicht, muss man sich auch hier (vorübergehend) auf schwierigere Zeiten einstellen.