Die privaten deutschen Banken fürchten eine neue Finanzkrise, sollte die laxe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu lange anhalten. "Die Grundlagen für eine neue Krise sind gelegt." Deshalb müsse die EZB wachsam bleiben und das Ende ihrer Geldschwemme schon heute vorbereiten.
6. März 2013 – „Nach einer kurzen Atempause ist die deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs“, sagt Hans-Joachim Massenberg, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bankenverbandes, heute bei der Vorstellung der Konjunkturprognose 2013 in Frankfurt am Main. Der Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bankenverbandes geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch 2013 wieder wachsen wird, wenngleich das Wachstum mit 0,7 % eher moderat ausfallen dürfte.
Zwar sei der Einbruch der deutschen Wirtschaft im Jahresendquartal 2012 überraschend hoch gewesen. „Doch im weiteren Jahresverlauf sollte sich die konjunkturelle Erholung in Deutschland stabilisieren“, so Massenberg. Positive Entwicklungen bei den Stimmungsindikatoren, etwas freundlichere Signale aus einigen Schwellenländern und eine spürbare Erholung der Industrieaufträge zum Jahresende 2012 sorgen hierzulande für bessere konjunkturelle Aussichten. Für 2014 erwarten die Chefvolkswirte der privaten Banken dann eine Steigerung der Wachstumsrate auf 1,7 %.
„Trotz erster Hoffnungszeichen auch für den Euro-Raum sehen wir die Lage in der Währungsunion deutlich gedämpfter – 2013 wird die Euro-Zone stagnieren.“ Zwar seien die Produktionskapazitäten Anfang 2013 wieder besser ausgelastet und bei der Anpassung der Leistungsbilanzdefizite sei ein Teil der Arbeit auch erledigt. „Doch die Unternehmen werden nur wieder investitionsfreudiger, wenn das Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion wächst. Leider sind hier nach der Italienwahl neue Unsicherheiten aufgeflackert“, so Massenberg. „Europa kann das verlorene Vertrauen in seine gemeinsame Stärke allein dann wiedergewinnen, wenn es in der Staatsschuldenkrise Kurs hält und jedes einzelne Mitglied überzeugende Konsolidierungspläne vorlegt.“ Zudem müsse die EZB auf einen Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik vorbereitet sein.
Massenberg warnt: „Eine länger anhaltende Niedrigzinsphase, bzw. negative Realzinsen, können nicht die Lösung der Staatsschuldenkrise sein. Wir dürfen die Risiken einer solchen Politik nicht unterschätzen.“ Je länger die extreme Niedrigzinsphase anhalte, desto größer sei etwa die Gefahr, Kapital in falsche Kanäle zu lenken, Risiken falsch zu bewerten und damit die Grundlage für die nächste Finanzkrise zu legen. „Den Weg der Entschuldung über gezielt angestrebte negative Realzinsen sollten die Euro-Staaten, auch mit Blick auf die Ersparnisse ihre Bürger, auf keinen Fall einschlagen.“