
Es sei "sicher anstrengend, mit wechselnden Mehrheiten in Sachfragen zu regieren", fügte Ramelow hinzu. "Aber der damit verbundene sanfte Zwang zum Kompromiss kann auch bereichernd wirken. Ein Blick über die Landesgrenzen, etwa nach Dänemark, ist da hilfreich." Das traditionelle Regierungsmodell der alten Bundesrepublik - eine große Partei bilde eine Koalition mit einer kleinen, die ihr als Mehrheitsbeschafferin diene - habe sich bereits seit längerem überlebt, betonte der Linken-Politiker: "Koch- und Kellner-Spiele funktionieren nicht mehr." Stattdessen verlören die Volksparteien stetig an Bindekraft, und der Abstand zwischen den Parteien werde signifikant geringer. Neue Konstellationen brauchten deshalb neue Ideen der Umsetzung. Derzeit werben in Sachsen Teile von CDU und FDP für eine Minderheitsregierung - in der CDU vor allem, um so indirekt mit der AfD kooperieren zu können, ohne mit ihr koalieren zu müssen. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat jedoch betont: "Ich mache keine Minderheitsregierung." Auf der Bundesebene ist eine Minderheitsregierung im Gespräch für den Fall, dass die SPD aus der Großen Koalition aussteigt. So würden sich Neuwahlen verhindern lassen.
Foto: Bodo Ramelow im Erfurter Landtag, über dts Nachrichtenagentur