Der frühere ARD-Tagesthemen-Moderator und Auslandskorrespondent Ulrich Wickert glaubt, dass Sprachkenntnisse Voraussetzung sind, um sich mit einem Land zu identifizieren. "Ich glaube, dass man Deutsch können muss, um sich als Deutscher oder als Deutsche zu fühlen", sagte Wickert der "Bild am Sonntag". "Ohne die Sprache kann man bestimmte Dinge, bestimmte Regeln nicht verstehen."
Sich einer nationalen Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, habe auch einen ganz persönlichen Nutzen, sagte Wickert: "Weil es nicht nur der Gemeinschaft, sondern auch einem selbst hilft. Wer sich als Mitglied einer größeren Gemeinschaft empfindet, fühlt sich auch persönlich besser, wenn diese erfolgreich ist." Falsch sei der Glaube, "dass man ein besserer Mensch ist, weil man Deutscher ist". Wickert findet es richtig, dass Nationalspieler die Deutschlandhymne singen sollten: "Wenn man die Geschichte der Nationalhymne kennt, ist das doch überhaupt kein Problem. Auch die erste Strophe nicht. `Deutschland, Deutschland über alles` heißt eben nicht, dass man alles beherrschen will. Sondern, dass man Deutschland über alles liebt." Er sei aber nicht dafür, dass man auch die erste Strophe singen sollte: "So weit würde ich nicht gehen. Ich finde nur, dass sie falsch interpretiert wird. Und ich finde auch, dass wir nach der Wiedervereinigung gemeinsam hätten diskutieren sollen, was unsere Nationalhymne sein soll. Mir wäre die "Kinderhymne" von Bertolt Brecht am liebsten gewesen." Offiziell wird in Deutschland die dritte Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne gesungen.
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