Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht sieht ihre Partei nach dem schlechten Abschneiden bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg sowie der Europawahl im Mai am Scheideweg. "Es gibt einen gefährlichen Trend", sagte Wagenknecht dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Dienstagsausgaben). "5,5 Prozent bei der Europawahl, jetzt Sachsen und Brandenburg. Wenn wir das wieder relativieren und schönreden, statt daraus Konsequenzen zu ziehen, kann es irgendwann zu spät sein", so die Linken-Politikerin.
Die Linke müsse klären, für wen sie in erster Linie Politik machen wolle. "Für die gut ausgebildete, gehobene Mittelschicht in den Metropolen oder für diejenigen, die um ihr bisschen Wohlstand immer härter kämpfen müssen? Wenn wir Menschen jenseits des hippen Großstadtmilieus erreichen wollen, müssen wir ihre Sicht der Dinge ernst nehmen, statt sie zu belehren, wie sie zu reden und zu denken haben", sagte Wagenknecht dem RND. Als Beispiele nannte sie Debatten über den Heimat-Begriff oder Sicherheit. "Für die meisten Menschen ist Heimat etwas sehr wichtiges, sie legen Wert auf soziale Bindungen, Familie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Beim Thema Sicherheit geht es um soziale Sicherheit, aber auch um den Schutz vor Kriminalität." Wagenknecht mahnte auch beim Klimaschutz Augenmaß bei ihrer Partei an. "Wenn Teile der Linken die CO2-Steuer befürworten, die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde, müssen wir uns nicht wundern, dass sich viele abwenden."
Foto: Abstimmung auf Linken-Parteitag, über dts Nachrichtenagentur