Dorothee Blessing, Deutschland-Chefin des US-Bankkonzerns JP Morgan, rechnet in Zukunft mit Zusammenschlüssen in der Finanzbranche. "Bisher ist die große europäische Konsolidierung im Finanzsektor ausgeblieben, das stimmt. Ich bin aber überzeugt, dass Fusionen und Übernahmen in Europa wieder auf die Agenda kommen", sagte die Managerin dem "Handelsblatt".
Auch bei den Fintechs, die mit digitalen Geschäftsmodellen die etablierten Geldhäuser herausfordern, sieht Blessing Bewegung. Sie erwarte Börsengänge und Übernahmen, bei denen alteingesessene Banken kooperieren, Beteiligungen eingehen oder Fintechs kaufen. Die Achillesferse im deutschen Finanzmarkt sieht sie beim Risikokapital. "Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Deutschland zu wenig Venture Capital. Das muss sich ändern", so die Bankerin. Sie forderte, jungen Unternehmern Kapital zur Verfügung zu stellen und einen Weg aufzuzeigen, wie sie mit ihren erfolgversprechenden Zukunftstechnologien an die Börse gehen können. "Sonst riskieren wir, dass Innovationen, Talente und Arbeitsplätze abwandern." Trotz der gestiegenen Kursschwankungen erwartet Blessing in naher Zukunft eine Reihe von Börsengängen in Deutschland. Sie rechne "mit bis zu zehn IPOs in den kommenden zwölf Monaten" von Abspaltungen über Technologieunternehmen bis hin zu Firmen aus dem Besitz von Private-Equity-Häusern.
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