Die Zurich Insurance Group sieht die Versicherungsbranche vor einem grundlegenden Ausleseprozess. "Wir durchleben gegenwärtig eine Zeit des Wandels, im Ausmaß ähnlich der industriellen Revolution", sagte der Strategie- und Innovationsvorstand der Zurich Insurance Group, Giovanni Giuliani, dem "Handelsblatt". Durch die zunehmende Digitalisierung veränderten sich auch die Wünsche der Kunden drastisch.
"Niemand sollte glauben, die sich wandelnden Kundenbedürfnisse seien lediglich ein temporäres Phänomen", warnte der Topmanager. Wenn Versicherer nicht innovativ seien, würden sie austauschbar. "Austauschbare Firmen werden jedoch niemals Marktführer." Giuliani sagte der Branche damit einen grundlegenden Umbruch voraus. Denn gerade junge Kunden wollen digitale Lösungen auch im Versicherungsbereich. Junge Start-ups, in der Branche Insurtechs genannt, haben das erkannt. Die etablierten Unternehmen ziehen nach, haben aber oft viel Zeit verstreichen lassen. "Die Branche hat diesbezüglich lange geschlafen", räumte Giuliani ein. "Aber viele Firmen sind inzwischen aufgewacht." Auch bei Europas größtem Versicherer, der Allianz, spielt Digitalisierung inzwischen eine entscheidende Rolle. Der DAX-30-Konzern startet im November mit einem neuen europaweiten Direktversicherer. Giuliani erwartet vor dem Hintergrund des digitalen Wandels, dass sich etablierte Versicherer künftig noch mehr an Insurtechs beteiligen. Es fließe gerade viel Geld und Talent in Insurtechs. "Das wird sich sicher auch fortsetzen, denn vielen etablierten Firmen mangelt es an Kundenorientierung und an modernen Technologien, um diesbezügliche Angebote selbst zu realisieren", so Giuliani. Zurich selbst sei ebenfalls offen für Akquisitionen in diesem Sektor. "Wenn wir eine Firma sehen, die eine spannende Lösung für die Branche gefunden hat, würden wir uns das ansehen", kündigte er an.
Foto: Büro-Hochhaus, über dts Nachrichtenagentur