Der Mannheimer Ökonom vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Friedrich Heinemann, hat sich dafür ausgesprochen, dass der Brexit verschoben wird. "Am besten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag", sagte Heinemann dem "Mannheimer Morgen" (Donnerstagsausgabe). Der Brexit sei in der von den Befürwortern gewünschten Ausgestaltung und "ihren unauflösbaren Widersprüchen ein irrwitziges Projekt", so der ZEW-Experte weiter.
Er warnte vor einem Brexit ohne Abkommen, wie der britische Premierminister Boris Johnson ihn favorisiert. "Kommt es zu Zöllen auf Industriegüter über Nacht, dann sind viele Lieferketten mit dem Vereinigten Königreich tot. Das könnte dem ohnehin nicht mehr sehr bedeutsamen Industriestandort den Rest geben", sagte Heinemann. Die Hilfszusagen der EU von 780 Millionen Euro an besonders gebeutelte Mitgliedsstaaten bezeichnete er als klugen Schachzug. "Indem die EU den Brexit-Verlierern in den eigenen Reihen Hilfe zusagt, stellt sicher, dass alle an der Brüsseler Linie - keine Neuverhandlung der Kernpunkte des Deals - festhalten", so der Ökonom weiter. Der Betrag sei allerdings eher symbolisch. Der finanzielle Schaden für betroffene Länder wie Irland sei "um ein Vielfaches höher", sagte Heinemann dem "Mannheimer Morgen".
Foto: Fahnen von EU und Großbritannien, über dts Nachrichtenagentur